Investing.com - Der Ölpreis geriet am Freitag im europäischen Handel erneut unter Druck und setzte seinen starken Rückgang vom Vortag fort. Viele Händler erwarten mehr Klarheit über die Pläne der OPEC für künftige Produktionskürzungen. Derweil halten die festgefahrenen Gespräche zur Anhebung der US-Schuldenobergrenze die Märkte in Alarmbereitschaft.
Bereits gestern verzeichnete das schwarze Gold steile Verluste und fiel um fast 3 %, nachdem der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak erklärt hatte, er erwarte von der OPEC+ während eines Treffens am 4. Juni keine neuen Schritte.
Der Ausverkauf beim Öl setzte sich selbst dann noch fort, als Novak klarstellte, dass die OPEC nach einer überraschenden Angebotskürzung im April immer noch offen für weitere Produktionskürzungen sei.
Seine Äußerungen kamen einen Tag, nachdem der saudische Energieminister bereits vor Leerverkäufen beim Ölpreis gewarnt hatte, die den Spekulanten schaden würden.
Aufgrund der widersprüchlichen Signale traten die Bären wieder auf den Plan und schickten den Ölpreis nach unten, zumal auch die Sorgen vor einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums nicht abreißen wollten, nachdem Deutschland im Winter in eine technische Rezession gerutscht ist.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl wurde nahezu unverändert bei 76,33 USD pro Barrel gehandelt. Ein leichtes Plus konnte dagegen das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI verzeichnen. Die US-Benchmark-Sorte konnte sich bei 72,00 USD pro Barrel weitestgehend stabilisieren.
Trotz des unruhigen Handels steht zum Abschluss der Handelswoche ein leichtes Plus zu Buche, weil unter anderem die Befürchtung einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die Anzeichen für eine Verknappung des US-Angebots und eine steigende Kraftstoffnachfrage im größten Ölverbraucher der Welt wettgemacht hat.
Derweil zeigen gestern veröffentlichte Daten, dass Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, im 1. Quartal in eine Rezession gerutscht ist.
Auf der anderen Seite des Atlantiks belastet die Ungewissheit über die US-Schuldenobergrenze den Markt im Vorfeld des am 1. Juni endenden Ultimatums für eine Zahlungsunfähigkeit der USA. Weder Demokraten noch Republikaner deuteten eine baldige Einigung zwischen den beiden Parteien an.
Eine Zahlungsunfähigkeit der USA würde die Wirtschaft wahrscheinlich in eine Rezession stürzen und weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Der Dollar stieg aufgrund der verstärkten Nachfrage nach sicheren Häfen auf ein 2-Monats-Hoch und setzte die Ölpreise weiter unter Druck.
Dies hing weitgehend mit der Befürchtung zusammen, dass das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum die Rohölnachfrage in diesem Jahr bremsen wird, was die Ölpreise über weite Strecken des Jahres gedrückt hat. Die Rohölpreise sind im bisherigen Jahresverlauf um etwa 6 % gefallen.
Die Befürchtung vor einer neuen Coronawelle in China drückte ebenfalls auf die Stimmung. Für Ende Juni wird mit dem Höhepunkt der aktuellen Ausbruchswelle gerechnet. Auf den Märkten hat sich dagegen wieder die Angst breit gemacht, dass wirtschaftliche Unterbrechungen die Folge sein könnten.