NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Wegen der Drohgebärden des Kreml-Chefs Wladimir Putin zu möglichen Lieferstopps haben sich die Ölpreise am Mittwoch etwas erholt. Am Morgen waren sie wegen trüber Konjunkturaussichten noch auf den tiefsten Stand seit Monaten gefallen. Am Mittag stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent auf 93,40 US-Dollar. Das waren 58 Cent mehr als am Vortag. Ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 51 Cent auf 87,39 Dollar.
Sein Tageshoch erreichte der Ölpreis am Vormittag, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin jenen Regierungen mit einem Lieferstopp für Rohstoffe gedroht hatte, die einen Preisdeckel einführen wollen. Derlei Pläne werden etwa von den G7 und der Europäischen Union verfolgt. In der Spitze kostete ein Barrel Brent 93,80 Dollar, ehe es gegen Mittag wieder etwas nachgab.
Abseits davon lastet derzeit ein ganzes Bündel von Faktoren auf den Rohölpreisen. In erster Linie sorgen die ungünstigen Konjunkturaussichten, gepaart mit vielerorts steigenden Zinsen für Pessimismus. Hinzu kommt der seit längerem starke US-Dollar, der Erdöl für Interessenten außerhalb des Dollarraums wechselkursbedingt verteuert und die Nachfrage drückt. Als dritter Belastungsgrund gilt die strikte Corona-Politik Chinas, die die wirtschaftlichen Aussichten der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt beeinträchtigt.
Der Ölverbund Opec+ hat auf diese Entwicklungen und die mithin fallenden Preise bereits reagiert. In dieser Woche drosselten die rund 20 Förderländer ihre Produktion, wenn auch nur leicht. Analysten interpretierten den Schritt als Bekenntnis zu weiteren Kürzungen, falls diese erforderlich werden sollten. Ungeachtet dessen befinden sich die Erdölpreise immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau.