Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis setzte am Mittwoch seine Rallye nach einem fulminanten Anstieg am Vortag fort. Viele Händler zeigen sich jedoch zurückhaltend, um die gemischten Signale zu den US-Rohöllagerbeständen zu verdauen und warten auf weitere Informationen zu den durch ein Erdbeben in der Türkei verursachten Versorgungsunterbrechungen.
Die Daten des American Petroleum Institute (API) zeigten, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 3. Februar unerwartet um 2,1 Millionen Barrel abgenommen haben. Dieser Wert steht im Kontrast zu den offiziellen Daten der US-Regierung, die im Laufe des Tages erwartet werden. Hier erwarten Ölmarktbeobachter eine Zunahme der Lagerbestände um 2,457 Millionen Barrel.
Aus den API-Daten geht auch hervor, dass die Benzin- und Destillatbestände in der vergangenen Woche zugenommen haben. Das deutet darauf hin, dass der Kraftstoffverbrauch im Einzelhandel, der eine wichtige Triebfeder der US-Nachfrage ist, weiterhin unter Druck steht.
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in den letzten sechs Wochen stetig gestiegen, was Sorgen um die Nachfrage im größten Ölverbraucherland der Welt aufkommen lässt, das mit einer relativ hohen Inflation und steigenden Zinssätzen konfrontiert ist.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verteuerte sich um 1,1 % auf 84,67 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI 1,3 % höher auf 78,19 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte haben gestern um mehr als 4 % zugelegt.
Die durch ein schweres Erdbeben in der Türkei verursachten Versorgungsunterbrechungen ließen die Ölpreise in dieser Woche drastisch ansteigen. Jüngsten Medienberichten zufolge wurde eine irakische Pipeline zum türkischen Ölexportzentrum Ceyhan wieder in Betrieb genommen.
Die Rohölexporte aus Aserbaidschan stehen jedoch nach wie vor still. Es besteht große Ungewissheit darüber, wann die Lieferungen wieder aufgenommen werden können, nachdem die Türkei Anfang dieser Woche von einer Reihe schwerer Erdbeben erschüttert wurde.
Ein leicht schwächerer US-Dollar sorgte im bisherigen Wochenverlauf für Unterstützung bei den Rohölpreisen, da sich der Dollar aufgrund der gemischten Signale seitens des Fed-Präsidenten Jerome Powell zur Geldpolitik von seinen jüngsten Höchstständen entfernte. Während Powell davor warnte, dass die Zinsen aufgrund der Stärke des Arbeitsmarktes weiter steigen könnten, räumte er ein, dass das Land nach einer Reihe von starken Zinserhöhungen im vergangenen Jahr eine gewisse Inflationsrückführung erlebe.
Die Befürchtung steigender Zinssätze hat im bisherigen Jahresverlauf für starke Verunsicherung auf den Rohölmärkten gesorgt. Viele Händler befürchten, dass eine daraus resultierende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die weltweite Rohölnachfrage beeinträchtigen könnte.
Die Befürchtungen hinsichtlich einer solchen Verlangsamung wurden jedoch durch den wieder aufkeimenden Optimismus hinsichtlich einer Erholung der chinesischen Nachfrage aufgewogen. Denn der weltweit größte Rohölimporteur hat zu Jahresbeginn die meisten seiner Coronamaßnahmen gelockert. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass die weltweite Rohölnachfrage in diesem Jahr aufgrund der chinesischen Erholung Rekordwerte erreichen wird.