Investing.com - Die Konsolidierung an den Ölmärkten setzte sich heute im europäischen Handel fort. Eine Mischung aus Gewinnmitnahmen, einem starken Dollar und Befürchtungen über eine Konjunkturabschwächung in wichtigen Verbraucherländern drückte die Preise weiter unter ihre Zehn-Monats-Hochs.
Bereits gestern kam es zu einem Preisrückgang am Ölmarkt, obwohl ein positiver US-Lagerbericht und starke chinesische Importzahlen den Preisverfall abgefedert hatten. Händler machen Gewinnmitnahmen dafür verantwortlich, nachdem Rohöl in den letzten zehn Tagen um mehr als 7 % zugelegt hat.
Die Stärke des Dollar, der gestern auf den höchsten Stand seit sechs Monaten geklettert war, schien dem Anstieg der Rohölpreise jedoch ein wenig den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Dies gilt umso mehr, als Anzeichen einer robusten US-Inflation und eines starken Arbeitsmarktes die Sorge vor steigenden US-Zinsen wieder aufleben ließen.
Auch wenn jüngste Daten zeigen, dass die Rohöllagerbestände in den USA in der Woche bis zum 1. September stärker als erwartet zurückgegangen sind, bezweifeln viele Händler, dass die starke Nachfrage in den kommenden Wochen anhalten wird, zumal die reisestarke Sommersaison zu Ende geht.
Ein Barrel der Sorte Brent, das an der ICE gehandelt wird, notiert aktuell 0,18 Prozent tiefer bei 89,75 Dollar pro Barrel, während Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI, das an der New Yorker Warenterminbörse NYMEX notiert wird, 0,3 % auf 86,58 Dollar pro Barrel nachgibt.
Förderkürzungen sorgen für Preisanstieg
Trotz der nachlassenden Nachfrage an den Rohölmärkten dürften beide Sorten in dieser Woche um jeweils mehr als 1 % zulegen. Für Unterstützung sorgt die Aussicht auf ein knapperes Ölangebot, nachdem die großen Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland in dieser Woche unerwartet starke Produktionskürzungen angekündigt haben.
Saudi-Arabien wird seine Förderkürzung von 1 Million Barrel täglich bis Ende 2023 beibehalten, ebenso wird Russland seine Exportbeschränkung von 300.000 Barrel ebenfalls bis Ende 2023 aufrechterhalten.
Eine mögliche Angebotsverknappung ließ die Ölpreise in der vergangenen Woche kräftig steigen. Die Märkte setzten darauf, dass eine geringere Produktion den Gegenwind der schwachen Nachfrage für den Rest des Jahres abmildern würde.
Viele Händler fragen sich jedoch, wie lange die Öl-Rally noch anhalten kann. Denn die Nachfrage, vor allem in den USA und China, dürfte sich in den kommenden Monaten abkühlen.
Während Chinas Ölimporte im August um mehr als 30 % zugelegt haben, gingen die Gesamtausfuhren und -einfuhren des Landes im August dennoch deutlich zurück. Auch Chinas Handelsüberschuss ist stärker als erwartet geschrumpft.
Chinas Ölimporte sind in diesem Jahr vor allem wegen des Aufbaus von Lagerbeständen durch lokale Raffinerien hoch geblieben. Das Land hat außerdem seine Exportquoten für Kraftstoffe erhöht, um von den weltweit gestiegenen Kraftstoffpreisen zu profitieren. Das wirft wiederum die Frage auf, wie stark der Aufschwung des lokalen Kraftstoffverbrauchs in diesem Jahr tatsächlich war. Während sich der Reiseverkehr in den letzten drei Monaten erholen konnte, blieb die Wirtschaftstätigkeit insgesamt im Sinkflug.
Die für Samstag erwarteten Inflationsdaten des weltweit größten Ölimporteurs werden voraussichtlich eine gewisse Belebung des Preisdrucks zeigen. Es wird jedoch erwartet, dass das Preiswachstum weiterhin deutlich unter den historischen Durchschnittswerten liegt, was auf eine anhaltende Schwäche der chinesischen Wirtschaft hindeutet.
Zu den Sorgen über eine globale Konjunkturabschwächung kam hinzu, dass Japan heute die Schätzungen für sein Bruttoinlandsprodukt für das 2. Quartal nach unten korrigieren musste. Das nährt Zweifel daran, ob die extrem dovishe Bank of Japan überhaupt in der Lage ist, das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln.