Investing.com - Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) erhöht ihre Ölpreis-Prognose 2021 für die Nordseesorte Brent auf 65 Dollar je Barrel. Grund dafür seien die vielversprechenden Impfstoff-Meldungen sowie die Spannungen im Mittleren Osten, schreiben Analysten unter der Leitung von Jeffrey Currie in einer Notiz. Kurzfristig sei das Band jedoch mittlerweile überspannt. Mit erhöhter Volatilität am Ölmarkt sei daher zu rechnen.
"Der Brent-Preis dürfte im kommenden Jahr zulegen, da der Markt aufgrund einer durch Impfstoffe angekurbelten Nachfrageerholung und einer nur mäßigen Reaktion des Nicht-OPEC-Angebots wieder ins Gleichgewicht kommen dürfte", hieß es in der E-Mail von Goldman Sachs an Investing.com.
Mit einem Plus von über 25 Prozent ist es bis dato ein sehr starker Monat für die beiden relevanten Ölsorten WTI und Brent. Sie profitierten dabei vor allem von erfreulichen Meldungen über nahende Covid-19-Impfstoffe. Neben Pfizer (NYSE:PFE) hatte zuletzt auch Moderna (NASDAQ:MRNA) vielversprechende Impfergebnisse präsentiert, die die Hoffnung der Ölmarktbeobachter auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft und einer damit einhergehenden Nachfrageerholung angekurbelt haben. Zudem könnten die in der OPEC+ zusammengefassten Förderstaaten des Kartells und damit verbündete Ölstaaten die aktuell gültige Förderkürzung verlängern.
Das Treffen der OPEC beginnt am heutigen Montag, am 1. Dezember kommen dann die Ölstaaten der OPEC+ zusammen. Das JMMC konnte sich am Sonntag noch nicht auf eine Verzögerung der im kommenden Jahr geplanten Anhebung der Fördermenge um drei bis sechs Monate einigen.
In ihrem Basisszenario glauben die Analysten von Goldman Sachs, dass sich die OPEC+-Staaten am Ende auf eine dreimonatige Verlängerung einigen werden, "um eine Rückkehr zu einem Überschuss an Öl auf dem Weltmarkt im ersten Quartal 2021 zu verhindern".
Allerdings sind laut Goldman Sachs noch nicht alle Förderstaaten an Bord, was das kurzfristige Risiko für die Ölpreise erhöht. Sollten die Förderkürzungen daher nicht verlängert werden, könnte Öl vom aktuellen Niveau aus um 5 Dollar fallen, schreiben sie.
Neben der OPEC-Entscheidung belasten auch die zunehmenden Lockdown-Maßnahmen, insbesondere in Europa, den Ölmarkt auf kurze Sicht. "Die Winterwelle dürfte die weltweite Ölnachfrage um 3 Millionen Barrel täglich belasten, was nur teilweise durch die Nachfrage nach Heizöl und die Aufstockung der Lagerbestände ausgeglichen werden dürfte", fügten die Experten der US-Investmentbank hinzu.
Angesichts des "getrübten kurzfristigen fundamentalen Rahmen" und den gegenläufigen Kräften von Lockdowns gegen Impfstoffen, erwartet Goldman Sachs in den kommenden Wochen eine erhöhte Volatilität am Ölmarkt.
"Diese Wechselströme werden die Entscheidung der OPEC+ in dieser Woche noch komplizierter machen, die geplante Produktionssteigerung von 1,9 Millionen Barrel täglich im Januar zu verzögern oder umzusetzen", sagten die Experten.
Eine erhöhte akute Ölnachfrage wird erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 erwartet. Erst dann sieht Goldman Sachs eine "nachhaltige Backwardation".
Letztlich sind diese kurzfristigen Gegenwinde laut Goldman Sachs aber "nur Bremsschwellen auf dem Weg zu einem enger werdenden Ölmarkt".
Hinweis: Hier geht es zur Seite mit den Rohstoff-Future-Kursen, hier zum Ölpreis-Chart, hier zur technischen Ölpreis-Übersichtsseite und hier zu den Ölpreis-Einzelkontrakten. Alle Energiepreise in der Übersicht gibt es hier. In unserem Ölpreis-Forum können Sie Meinungen, Gedanken und Wissen austauschen. Die wichtigsten Wirtschaftsereignisse des Tages finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.