NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise sind am Donnerstag gestiegen. Bis zum Nachmittag haben sie leichte Gewinne aus dem frühen Handel ein Stück weit ausgebaut. Eine deutliche Zinssenkung in den USA, Sorgen über eine mögliche Eskalation der Lage im Nahen Osten und Meldungen über eine Aufstockung der strategischen Ölreserven in den USA sorgten für Auftrieb bei den Notierungen.
Am Nachmittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 74,57 US-Dollar. Das waren 92 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober stieg um 91 Cent auf 71,82 Dollar.
Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed die Zinswende mit einer deutlichen Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte eingeläutet, während Analysten nur einen kleinen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte erwartet hatten. Auf die deutliche Zinssenkung in den USA folgte eine allgemein freundliche Stimmung an den Finanzmärkten mit zum Teil deutlichen Kursgewinnen, von der auch die Ölpreise profitieren konnten.
Marktbeobachter verwiesen außerdem auf die Ankündigung der US-Regierung, die strategischen Ölreserven des Landes aufzustocken. Die Reserve für Notlagen soll nach Angaben des Energieministeriums vom Vortag im kommenden Jahr um sechs Millionen Barrel erhöht werden. Wegen hoher Benzinpreise in den USA infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatte die US-Regierung 2022 180 Millionen Barrel aus ihrer strategischen Rohöl-Reserve verkauft, um den Marktpreis zu drücken. Derzeit können die Reserven zu einem vergleichsweise günstigen Preis wieder aufgestockt werden.
Zudem hat sich die geopolitische Lage im Nahen Osten wieder zugespitzt, was die Ölpreise ebenfalls stützt. Nach den Explosionen elektronischer Kommunikationsgeräte im Libanon mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten hat Israel ein verschärftes Vorgehen gegen die Hisbollah-Miliz in dem nördlichen Nachbarland signalisiert. Während Israel weiter gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen kämpft, kündigte Verteidigungsminister Joav Galant nun eine "neue Phase" des Krieges an. Am Markt wird eine Ausweitung des Gazakrieges auf weitere Gebiete in der ölreichen Region des Nahen Ostens befürchtet.