Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Donnerstag im Zuge des wachsenden Optimismus, dass die wichtigsten Ölproduzenten den Ölhahn nur vorsichtig aufdrehen werden, wenn sie über eine mögliche Erhöhung der Fördermenge diskutieren, gestiegen.
Gegen 15.15 Uhr lag der Preis für Rohöl der Sorte WTI 1,8% höher bei 62,38 Dollar pro Barrel, während der Preis für die internationale Benchmark Brent um 1,8% auf 65,25 Dollar stieg.
Die RBOB-Futures für US-Benzin legten um 0,8% auf 1,9670 Dollar pro Gallone zu.
Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder, Russlands und anderer Ölproduzenten beraten am Donnerstag darüber, ob sie die Fördermenge im April konstant halten oder erhöhen wollen. Die Herausforderung dabei ist, die zuletzt gestiegenen Ölpreise nicht in Gefahr zu bringen, da die Pandemie Covid-19 weiter anhält und damit die Unsicherheit über die wirtschaftliche Erholung weiterhin besteht.
Vor der Sitzung wurde allgemein erwartet, dass die viermonatige Preisrallye beim Erdöl von unter 40 Dollar pro Barrel auf derzeit über 60 Dollar die Produzenten der OPEC+, die unbedingt zusätzliche Einnahmen erzielen wollen, zu einer Steigerung der beschlossenen Förderquoten um bis zu 1,5 Millionen Barrel pro Tag bewegen würde.
Vor Beginn des Treffens wurde der saudi-arabische Energieminister Prinz Abdulaziz jedoch mit den Worten zitiert, dass sich die Lage auf dem Ölmarkt "verbessert" habe, mahnte aber zur Vorsicht und sagte, dass die Förderstaaten "etwas von ihrem Pulver trocken halten müssen".
Auch Russlands stellvertretender Ministerpräsident Alexander Novak erklärte, dass sich der Ölmarkt noch nicht vollständig erholt habe. Allerdings befinde man sich trotz der vielen Unsicherheitsfaktoren in einer "viel besseren Verfassung".
Als Reaktion auf diese Aussagen rechnen die Händler jetzt eher damit, dass die OPEC+-Allianz weniger als die zuvor erwarteten 1,5 Millionen Barrel pro Tag an Rohöl auf den Markt lassen könnte.
"Wir glauben, dass der Markt das zusätzliche Angebot ab April leicht absorbieren könnte", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. " Eigentlich wäre der Markt voraussichtlich sogar in der Lage, eine noch größere Lockerung zu verarbeiten, aber angesichts der potenziellen Auswirkungen auf den Preis wäre es seitens der OPEC+ sicherlich nicht klug, eine viel größere Lockerung als vom Markt erwartet vorzunehmen."
Der Fokus auf die OPEC+-Produktion hat es den Marktteilnehmern ermöglicht, über den Anstieg der US-Rohölvorräte am Mittwoch hinwegzusehen, die in der vergangenen Woche mit 21 Mio. Barrel so stark angestiegen sind wie nie zuvor. Der massive Lageraufbau war vor allem auf den Kälteeinbruch in den Südstaaten zurückzuführen.
"Dieser große Aufbau wurde durch einen erheblichen Abbau der Raffinerielagerbestände ausgeglichen. Die Auswirkungen der frostigen Temperaturen, die im Februar an der US-Golfküste herrschten, schlugen sich immer noch in den Daten nieder", so die ING weiter.