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Preisrutsch beim Holzpreis: Platzt jetzt eine Holz-Blase?

Veröffentlicht am 28.09.2020, 11:29
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von Robert Zach

Investing.com - Auf die Rekordjagd folgt der Preisrutsch: Der Preis für Bauholz stürzte in den vergangenen zwei Wochen ab. Mitte September erreichten die Holzpreise, die als wichtiges Barometer für den US-Häusermarkt gelten, ein neues Rekordhoch von 1.000 Dollar pro 1.000 Brettfuß. Damit hatte sich der Kurs der so genannten Lumber-Futures zur September-Lieferung seit den Corona-Tiefs mehr als verdreifacht. Mit dem Kontraktwechsel in den Januar 2021 halbierte sich der Preis für Bauholz jedoch fast, bleibt aber auf Spot-Basis auf hohem Niveau. Am Freitag schloss der Januar-Future 2,79 Prozent im Plus bei 533,50 Dollar.

"Dieser Pullback spiegelt den unhaltbaren spekulativen Charakter wider, den die Holz-Futures erleben. Der Baustoff ist zwar von Haus aus sehr volatil, aber der Preissprung, den die Futures erlebt haben, übertraf alles, was wir bisher gesehen haben", sagte Evercore-ISI-Analyst Stephen Kim in einer Kundennotiz.

Im Zuge der Corona-Pandemie mussten die Sägewerke vielfach ihren Betrieb einstellen. Zur Überraschung vieler erging es der Baubranche trotz der wirtschaftlichen Krise gut. Corona stärkte bei vielen Amerikanern den Wunsch nach Wohneigentum und so stieg die Nachfrage nach einem Eigenheim gewaltig an. Viele nutzten auch die Gelegenheit, um Renovierungsarbeiten durchzuführen. All das sorgte dafür, dass der Preis für Bauholz so durch die Decke ging.

Warum der Holzpreis seit März so stark gestiegen ist

Die Terminkontrakte auf Holz lagen in der Spitze im September auf das Jahr hochgerechnet um mehr als 130 Prozent im Plus. Zuletzt kam der wichtige Baustoff zwar wieder etwas zurück, aber er bleibt auf historisch hohem Niveau.

Der Bauholzpreis - sowohl der Termin- als auch der Kassapreis - schnellten während der Coronavirus-Pandemie in die Höhe, als die massive Erholung am US-Häusermarkt die Lagerbestände überstieg. Die Sägewerke wurden gemeinsam mit dem Rest der US-Wirtschaft heruntergefahren. Millionen von Amerikanern flohen aus den bevölkerungsreichsten Städten des Landes in die Vororte. Die Corona-Krise stärkte den Wunsch nach den eigenen vier Wänden, denn die Menschen mussten aufgrund der Lockdowns und des sich beschleunigenden Digitalisierungstrends wieder mehr Zeit in ihren Wohnungen verbringen und schätzen daher die Qualität des Wohneigentums. Dabei beliebt sind vor allem Häuser am Stadtrand und im Umland. In der Konsequenz explodierten sowohl die Wohnungspreise als auch der Bau neuer Häuser im ganzen Land.

"Die Rekordstärke (bei Holz) wurde durch knappe Lagerbestände bei Kunden und Fabriken, Produktionsunterbrechungen (Wirbelstürme, Waldbrände, COVID-bedingte Ausfallzeiten) und eine anhaltend hohe Nachfrage von Bauunternehmen und Einzelhändlern ausgelöst", zitierte CNBC den Citi-Analysten Anthony Pettinari.

Die Volatilität der Holzpreise wurde zudem durch Zölle von durchschnittlich mehr als 20 Prozent auf kanadische Holzimporte in den US-Markt verschärft. Diese Zölle wirken wie eine Steuer auf amerikanische Holzverbraucher und treiben die Produktionskosten in die Höhe. Die USA haben nicht die Kapazität, die Inlandsnachfrage zu befriedigen und importieren fast 30 Prozent ihres Schnittholzes aus Kanada.

Aber nicht nur die Preise für Bauholz explodierten. Auch die Aktien der Holzhersteller und -verarbeiter verzeichneten zuletzt starke Kursgewinne. Die Papiere von Weyerhaeuser (NYSE:WY) haben sich seit dem Tiefststand Ende März mehr als verdoppelt. Die Interfor-Aktie (TSX:IFP) hat sich sogar mehr als verdreifacht. Der Index S&P 500 brachte derweil nur eine Rendite von 46 Prozent ein.

"Abgesehen von der Großen Rezession hat der Immobiliensektor die Nation aus praktisch allen wirtschaftlichen Abschwüngen der letzten Jahrzehnte herausgeführt“, sagte Chuck Fowke, Vorsitzender der NAHB. Inmitten der Pandemie sei der Häusermarkt ein Lichtblick für die US-Wirtschaft gewesen.

Die Genehmigungen für Einfamilienhäuser sind in der ersten Hälfte des Jahres 2020 um 3,4 Prozent höher als in der ersten Hälfte des Jahres 2019. "Das Baugewerbe ist in den meisten Bundesstaaten trotz der Aufforderung, soziale Kontakte zu meiden, eine essentielle Dienstleistung geblieben. Allerdings sind diese drastischen Preissteigerungen bei Holz nicht haltbar", meinte Fowke.

Das Potenzial des Häusermarktes, weiter zu wachsen und die US-Wirtschaft anzukurbeln, sei begrenzt, solange das Bauholz teuer und ein knappes Gut bleibe, so der Vorsitzende der NAHB.

Wie geht es mit dem Holzpreis weiter?

Es herrscht "immer noch ein Mangel an Holz vor Ort - sowohl beim Endverbraucher als auch beim Einzelhandel und auf Vertriebsebene", erklärt Greg Kuta, Präsident des Holzmaklers Westline Capital Strategies, gegenüber MarketWatch, und die zusätzliche Nachfrage liegt locker 10 bis 20 Prozent über dem Niveau vor COVID.

Dennoch rechnet Kuta nicht mit einem sofortigen Zusammenbruch der physischen Kassapreise, da eben jene Nachfrage, die für den rasanten Kursanstieg mitverantwortlich war, in absehbarer Zeit nicht drastisch zurückgehen dürfte.

"Unternehmen, die Bauholz für Häuslebauer kaufen, haben in der Regel einen Vorrat von etwa 45 bis über 90 Arbeitstagen, der sich ständig auf der Grundlage der voraussichtlichen Nachfrage zusammensetzt", sagte er. Aufgrund der Corona-Pandemie haben diese Firmen ihre Käufe eingestellt, so dass die Lagerbestände einbrachen. Allerdings war die Nachfrage so gigantisch, dass sie keine Chance hatten, die Bestände wieder aufzufüllen, erklärte er.

"Das Modell des Just-in-time-Kaufs wurde mit COVID bloßgestellt und scheiterte kläglich, daher erwartete ich eine Rückkehr zur Vorratshaltung", sagte Kuta mit Blick auf den Bedarf in Q4 2020 und Q1 2021.

Alles in allem bleibt der Trend bei den Holzpreisen nach wie vor nach oben gerichtet, bis die Nachfrage "Anzeichen einer Verlangsamung zeigt und die Produktion die bestehende Nachfrage einholt", sagt Kuta, der für den Rest des Jahres 2020 den Preis für Bauholz in einer Spanne von 300 bis 500 Dollar sieht. Kurzfristig könnten sich die Preise erneut gen Norden orientieren, aber aufgrund der näherrückenden US-Wahl im November ist es fraglich, ob die aktuellen Niveaus nachhaltig sind, fügte er hinzu.

Hinweis: Hier geht es zur Seite mit den Rohstoff-Future-Kursen, hier zum Holz-Chart, hier zur technischen Holz-Übersichtsseite und hier zu den Holz-Einzelkontrakten. Die wichtigsten Wirtschaftsereignisse des Tages finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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