von Robert Zach
Investing.com - Im Zuge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine droht Europa eine mehrjährige Gaskrise. Vor einem solchen Szenario warnt kein Geringerer als der Chef von Shell (ETR:R6C0), Ben van Beurden.
Diese Krise werde die Solidarität in der Europäischen Union auf die Probe stellen, so Van Beurden. In den nächsten Wintern werde Europa "Lösungen durch Effizienzeinsparungen und Rationierung" sowie durch "einen sehr schnellen Aufbau von alternativen Gasimporten oder alternativen Energiequellen" finden müssen.
Eine solche Aufgabe sei jedoch nicht einfach, betonte der Chef des größten europäischen Ölkonzerns. Gleichzeitig dürfte die Lage am Rohölmarkt angespannt bleiben, denn "es ist ja bekannt, dass die OPEC die von ihr angekündigten Mengen nicht fördern kann, einfach weil ihre Kapazitäten erschöpft sind". Und so bleibe die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bestehen.
Der Preis für europäisches Gas war zuletzt auf über 300 Euro je Megawattstunde gestiegen. Vor einem Jahr lag der Preis noch bei 50 Euro. Als Grund für den jüngsten Höhenflug beim Gaspreis gilt neben der westlichen Energiepolitik auch die erneute Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa durch die Pipeline Nord Stream 1.
Ab Mittwoch wird für drei Tage kein Gas über die Ostseepipeline Nord Stream 1 fließen, wie Gazprom (MCX:GAZP) jüngst mitteilte. Danach sollen wieder 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Gaslieferungen schon vor einige Wochen reduziert hatte, fließen.
Für etwas Entspannung sorgte zu Wochenbeginn der Füllstand der deutschen Gasspeicher, der sich nach Angaben der europäischen Gasspeicherbetreiber der 83-Prozent-Marke nähert. Ziel der Bundesregierung ist es, die Gasspeicher bis Anfang Oktober auf einen Füllstand von 85 Prozent zu bringen.