Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Rohölpreise gaben am Donnerstag leicht nach. Für Gewinnmitnahmen sorgt das bevorstehende Treffen der größten Ölproduzenten in der kommenden Woche, bei dem eine erhöhte Förderung angekündigt werden könnte.
Gegen 15.25 Uhr MEZ lag der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI mit 72,72 Dollar um 0,5% im Minus, nachdem er am Mittwoch bis auf 74,25 Dollar pro Barrel geklettert war und damit den höchsten Stand seit Oktober 2018 erreicht hatte. Für die Nordseesorte Brent ging es um 0,4% auf 74,86 Dollar abwärts. Gleichwohl befindet sich die Referenzsorte nur knapp unter dem am Mittwoch erzielten Hoch von 76 Dollar.
Die Gasoline RBOB Futures rutschten um 0,7% auf 2,2515 Dollar pro Gallone ab.
Auf den Märkten lasteten am Donnerstag Kommentare, die darauf hindeuteten, dass die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten, die sogenannte OPEC+, bei ihrem Treffen in der nächsten Woche eine Erhöhung des Angebots in Erwägung zieht, um den rasanten Anstieg der Rohölpreise zu bremsen.
Der saudische Ölminister, Prinz Abdulaziz bin Salman, soll am Donnerstag gesagt haben, dass "wir eine Rolle dabei spielen, die Inflation zu bändigen und einzudämmen, indem wir dafür sorgen, dass dieser Markt nicht außer Kontrolle gerät."
Dies folgt auf Berichte aus Russland Anfang dieser Woche, wonach das einflussreiche Mitglied der Gruppe eine Erhöhung der Ölproduktion bei der Sitzung in der nächsten Woche vorschlagen will.
Die Ölmärkte sind in diesem Jahr enorm gestiegen. Beide Benchmarks liegen seit Jahresbeginn um mehr als 40% im Plus, was auf die Hoffnung zurückzuführen ist, dass sich die Nachfrage schnell wieder dem Vorkrisenniveau nähert und die OPEC+ das weltweite Angebot behutsam steuert.
Ein Beweis für die gestiegene Nachfrage in den USA, dem weltweit größten Verbraucher, war die Meldung der Energy Information Administration, dass die US-Lagerbestände in der Woche bis zum 18. Juni um 7,6 Millionen Barrel gesunken sind. Es war der fünfte Rückgang der Lagerbestände in Folge und die längste Serie seit Januar 2021.
Das Ölkartell wird sich voraussichtlich Ende nächster Woche treffen, um die Produktionsquoten für August und möglicherweise darüber hinaus zu besprechen. Die OPEC+ hat ihre Produktion im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft von den verheerenden Folgen der Covid-19-Pandemie stetig erhöht, hält aber immer noch mehr als 5 Mio. Barrel pro Tag vom Markt zurück.
Am Donnerstagmorgen forderte der indische Ölminister bei den jährlichen Gesprächen mit der OPEC+ "erschwingliche" Energie und warnte vor den Auswirkungen der gestiegenen Ölpreise auf die Verbraucher.
Indien ist das drittgrößte Verbraucherland der Welt. Die Äußerungen dürften den Druck auf die Produzenten im Vorfeld des Treffens erhöhen.