Investing.com - On-Chain-Analyst Willy Woo glaubt, dass ausgeprägte Hausse- und Baisse-Zyklen für Bitcoin der Vergangenheit angehören.
In einem Interview mit Coin Stories-Moderatorin Natalie Brunell erklärte Woo, dass der typische von den Analysten beobachtete Vierjahreszyklus durch einen anhaltenden Anstieg von Bitcoin, ähnlich wie beim S&P 500 oder anderen großen Aktienindizes, ersetzt werden könnte.
"Der Zeitplan sieht eigentlich vor, dass der aktuelle Bullenmarkt gegen Dezember ausläuft, aber die On-Chain-Daten erzählen derzeit eine ganz andere Story…", urteilte er.
"Wir bewegen uns jetzt auf das vierte Quartal zu, aber die Daten sehen ganz anders aus als in den vorangegangenen Zyklen. Viele haben diese Erwartungshaltung, dass dieser Hausse- und Baissezyklus den vergangenen Zyklen ähnelt, aber wenn man die On-Chain-Struktur so betrachtet, sieht alles anders aus..."
"Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir diesmal nicht in eine klassische Bitcoin-Baisse geraten, die in der Regel 80 Prozent des Marktwerts auslöscht und etwa neun Monate bis ein Jahr dauert, bevor es zu einer Stabilisierung kommt. Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Schaut man sich die Reife dieses Marktes und den Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage aus verschiedenen Teilen des Ökosystems an, verlassen wir gerade diesen Vierjahrezyklus."
Der Vierjahreszyklus von Bitcoin besagt, dass BTC im ersten Jahr nach dem Halving einen massiven Anstieg erlebt, gefolgt von einem brutalen Bärenmarkt und einer Akkumulationsphase, bevor es zu einer Erholung und Fortsetzung des übergeordneten Trends kommt.
Das letzte Bitcoin-Halving fand am 11. Mai 2020 statt, wodurch der Block-Reward von 12,5 auf 6,25 Bitcoins reduziert wurde. Sollte sich der BTC-Preis aber weiterhin an dem Halving-Zyklus orientieren, wäre als nächstes wieder eine bärische Phase an der Reihe.
Woo zufolge befindet sich Bitcoin aber in seinem "letzten Zyklus", bevor eine neue Ära beginnt, in der es bei Bitcoin keine offensichtlichen Bullen- und Bärenmärkte mehr gibt.
"Ich glaube nicht, dass wir noch einmal diese typischen Vierjahreszyklen erleben werden. Ich betrachte den aktuellen Zyklus als den 'letzten'."
Woo vergleicht den zukünftigen Bitcoin-Trend mit einem Betrunkenen, der sich zwar unter hohen Schwankungen fortbewegt, aber dank der zunehmenden Adaptionsgeschwindigkeit von Bitcoins dennoch einen klaren Aufwärtstrend aufweist.
Bitcoin ringt weiter mit 50.000 Dollar-Marke
Bitcoin ist in diesem Jahr bereits um 64 Prozent gestiegen, aber nachdem er Mitte April mit 64.750 Dollar ein Rekordhoch erreicht hatte, kam es bis Mitte Juli zu einer scharfen Kurskorrektur von mehr als 50 Prozent. Es folgte eine kurze Phase der Konsolidierung im Bereich um 30.000 Dollar, bevor er sich wieder auf 50.000 Dollar erholte.
Zu Beginn der Woche rückt die 50.000 Dollar-Marke aber wieder in weite Ferne. Aktuell notiert der Bitcoin mit 47.653 Dollar rund 1,3 Prozent im Minus. Für Analysten hat diese psychologisch bedeutsame Marke eine hohe Relevanz. Ohne einen nachhaltigen Bruch gibt es daher wenig Grund zur Freude.
"Bei 50.000 Dollar beläuft sich die Marktkapitalisierung von BTC auf fast 1 Billion Dollar. Das ist für einige der großen Investmentfonds genau die 'richtige Größe' für den Vermögenswert. Die erforderlichen Recherchen und den ganzen Papierkram zu erledigen, um Positionen in Vermögenswerten mit geringerer Marktkapitalisierung einzugehen, ist ihre Zeit einfach nicht wert. Entweder ist die Position zu klein, um einen nennenswerten Einfluss auf das Ergebnis zu haben, oder die Position ist groß genug, um den Markt zu bewegen - beides ist nicht gerade ideal", sagte sie in einer Mail an Investing.com.
Gelingt dem Bitcoin ein Wiederanstieg über die runde Marke, würde dies dem Markt die nötige Zuversicht geben, dass sich die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung nach einer scharfen Korrektur von Mai bis Mitte Juli auf unter 30.000 Dollar in diesem Jahr in einem zweiten Bullen-Lauf befindet, so Justin Giudici, Head of Product bei Telos Foundation.
Kent Barton, Head of Research and Development bei ShapeShift sagte: "Ein möglicher [Bitcoin]-Ausbruch auf neue Allzeithochs würde viele Marktbeobachter auf die nächste wichtige psychologische Marke abzielen lassen: die 100.000-Dollar-Marke."
Der Mangel an tragfähigen Unterstützungen oberhalb der 41.000 Dollar-Marke stellt auf kurze Sicht ebenfalls einen Grund zur Sorge dar.