Investing.com - Die Talfahrt bei der einst drittgrößten Kryptowährung der Welt scheint kein Ende zu finden. Nach einer Kursexplosion auf über 3 Dollar Anfang September wendete sich das Blatt. Seither befindet sich der Cardano-Kurs in einer nicht enden wollenden Abwärtsspirale, die noch keine Anzeichen für ein Nachlassen zeigt. Vielmehr scheint sie sich zu beschleunigen. Denn gestern sank die native Kryptowährung der Cardano-Blockchain namens ADA bis auf 1,58 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit dem 9. August. An diesem Tag hatte Cardano sein letztes Alonzo-Testnetz vor der Einführung des Smart Contracts gestartet, was eine massive Rallye bei ADA auslöste, schließlich öffnet die Smart-Contract-Funktionalität auch Tür und Tor für DeFi (dezentralisierte Finanzen) und dApps (dezentralisierte Apps).
Inzwischen ist von dem Hype um Cardanos Smart-Contract-Funktion aber so gut wie nichts übrig geblieben. Das lässt sich ganz einfach am Kurs festmachen, der sich nach Erreichen des Allzeithochs fast halbiert hat. Selbst die für technisch orientierte Trader ach so wichtige 200-Tage-Linie bei 1,87 Dollar konnte den Ausverkauf beim ADA nicht stoppen, was bei Krypto-Hodlern, also Investoren, die langfristig in der Kryptowährung unterwegs sind, die Alarmglocken läuten lassen sollte.
eToro zieht den Stecker
Ausschlaggebend für die jüngste Abwärtsbewegung war ausgerechnet eine Meldung aus Israel. Die bei Tradern so beliebte Social-Trading- und Multi-Asset-Brokerage-Plattform eToro (NASDAQ:FTCV) will nicht nur Tron (TRX), sondern auch Cardano (ADA) aus ihrem Produktangebot für in den USA ansässige Menschen und Entitäten streichen.
Laut einem am Mittwoch von der Firma veröffentlichten offiziellen Blog-Post soll die Änderung am 26. Dezember in Kraft treten. Der Broker begründete dies mit "geschäftsbezogenen Überlegungen im sich entwickelnden regulatorischen Umfeld".
Laut eToro soll der Handel mit ADA und TRX schrittweise für Kunden in den USA eingestellt werden. Ab dem 26. Dezember können US-Bürger dann keine neuen Positionen mehr in den beiden Token auf der Plattform eröffnen.
Das Staking für beide Krypto-Assets wird per 31. Dezember eingestellt. Nach dem 15. Januar 2022 werden die letzten Staking-Belohnungen an US-User in Dollar ausgezahlt.
Keine erzwungene Positionsschließung
US-Händler können ihre ADA- und TRX-Positionen aber weiterhin problemlos halten. Wer Positionen in den beiden Kryptowährungen schließen will, kann dies tun und den entsprechenden Gegenwert auf eToro in US-Dollar umtauschen. Eine erzwungene Positionsschließung soll es nicht geben.
ADA- und TRX-Bestände, die sich in der Smart-Portfolio-Funktion von eToro befinden, werden außerdem automatisch in offene Positionen im Portfolio eines Users umgewandelt. Der User kann dann entscheiden, ob er sie weiter halten oder eben verkaufen möchte.
Die Handelsplattform wies darauf hin, dass sie den Verkauf von ADA- und TRX-Beständen im ersten Quartal 2022 begrenzen wird. Das Unternehmen will die eToro Money Krypto-Wallet mit beiden Vermögenswerten kompatibel machen, damit US-amerikanische Kunden ihre Bestände dann dorthin übertragen können.
Cardano-Gründer Hoskinson meldet sich zu Wort
Kurz nach der Schockmeldung aus dem Hause eToro äußerte sich der Cardano-Gründer Charles Hoskinson zu der Angelegenheit. Sein Team sei über keinerlei regulatorische Bedenken informiert worden.
"Von unserer Seite hatten wir keinen Hinweis auf diesen Schritt von eToro und es ist sehr bedauerlich, dass wir nicht informiert wurden. Zumindest hätten wir dann ihre Beweggründe besser verstehen können".
Hoskinson zufolge habe der Schritt eToros jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Liquidität von ADA.
"Auf die ADA-Liquidität hat das keine nennenswerten Auswirkungen, jeden Tag werden Milliarden von Dollar umgesetzt... es handelte sich um einen relativ kleinen Trading-Markt, aber das liegt in der Natur der Sache, Liquidität kommt und geht... und natürlich hat jeder andere regulatorische Schwellenwerte."
Zwar mag Hoskinson mit seiner Einschätzung richtig liegen, denn in den letzten 24 Handelsstunden machte das Handelsvolumen auf der Plattform gerade einmal 1 Prozent der gesamten ADA-Umsätze aus, doch die Reaktion des Gesamtmarktes spricht eine ganz andere Sprache. Aber es ist sicherlich nicht nur der Wegfall der eToro-Liquidität, der Cardano und andere Kryptowährungen in letzter Zeit belastet, sondern auch die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik der Federal Reserve (Fed), die seit Beginn der Corona-Krise im März 2020 die Finanzmärkte mit unendlich viel Liquidität geflutet hat, die sie nun wohl langsam abschöpfen muss, wenn sie die Inflation nicht in unkontrollierbare Höhen steigen lassen will. Weiterer Ärger für Cardano & Co auf dem Weg ins neue Jahr kann daher nicht ausgeschlossen werden. Vorsicht ist also definitiv angebracht!