Investing.com – Das Bitcoin-Mining, lange Zeit als Symbol des digitalen Goldrauschs gepriesen, steht erneut unter heftigem Beschuss. In einem kürzlich erschienenen Artikel hat The Economist auf problematische Praktiken innerhalb der umstrittenen Branche hingewiesen, die weit über den reinen Energieverbrauch hinausgehen.
The Economist berichtet, dass der Electric Reliability Council of Texas (ERCOT), welcher die Stromversorgung im Bundesstaat Texas verwaltet, Bitcoin-Miner dafür bezahlt, an Tagen hoher Stromnachfrage ihre Computer herunterzufahren. Der größte Empfänger dieser "Entschädigungszahlungen" soll das Unternehmen Riot Platforms (NASDAQ:RIOT) sein, das im vergangenen August viermal so viel Geld von ERCOT erhielt, indem das Mining ausgesetzt wurde, anstatt zu minen.
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Kritische Stimmen sehen in diesen Zahlungen eine Form subversiver Unternehmensführung. Der amerikanische Autor und Journalist Robert Evans glaubt, dass der "primäre Gewinn aus dem industriellen Bitcoin-Mining in Texas darin besteht, dass der Staat Miner besticht, um das Stromnetz nicht zu zerstören." Diese Praxis hat bei vielen Marktbeobachtern Empörung ausgelöst.
Ed Zitron, CEO der Medien- und PR-Gruppe EZPR, verkündete in einem Social-Media-Post, dass Miner nicht belohnt, sondern bestraft werden sollten: "Bitcoin-Miner sollten mehr für ihren Strom zahlen und bestraft werden, wenn sie zu viel verbrauchen, anstatt dafür bezahlt zu werden, nicht zu minen!" Solche Meinungen verdeutlichen die wachsende Forderung nach einer radikalen Überholung der geltenden politischen Maßnahmen.
Eine noch radikalere Sichtweise vertrete der Militärtechnologie-Journalist Kelsey D. Atherton, der forderte, dass die Regierung das Eigentum der Bitcoin-Miner beschlagnahmt und sie vom Netz nimmt, anstatt ihnen zig Millionen Dollar zu zahlen, um nicht zu arbeiten. Atherton hält diese Zahlungen für nichts anderes als staatliche Subventionen für eine Industrie, die der Öffentlichkeit schadet.
Einige Beobachter gehen sogar so weit, diese Taktiken als "Erpressung" zu bezeichnen und beschuldigen die Mining-Unternehmen, das Stromnetz des Staates als Geisel zu halten. Der Ökonom Nathan Tankus verglich das fragwürdige Geschäftsmodell der Bitcoin-Miner mit den berüchtigten Praktiken des Enron-Skandals: "Krypto hat eine rechtlich zulässige Version der Enron-Geisterbestellungen neu erfunden, für die sie bezahlt wurden, um sie zu stornieren."
All dies führt zu einer unbequemen Frage: Sollten Industrielle, deren Geschäftspraktiken die Infrastruktur destabilisieren und die Umwelt schädigen können, weiterhin mit Steuergeldern finanziert werden? The Economist scheint hier eine klare Meinung zu haben: Es ist an der Zeit, diese schädlichen Anreize zu überdenken und eine gerechtere und nachhaltigere Energiepolitik zu entwickeln.
Während die Kontroverse um das Bitcoin-Mining an Schärfe gewinnt, bleibt eins klar: Die Welt kann es sich nicht leisten, wegzusehen. Die Praktiken von heute werden das Erbe von morgen formen – und in diesem Fall steht nichts Geringeres als das Schicksal des gesamten Stromnetzes auf dem Spiel.