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FOKUS 1-Russische Firmen wollen Entlastung bei Auslandsschulden

Veröffentlicht am 10.02.2009, 14:09
Aktualisiert 10.02.2009, 14:12
DBKGn
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Moskau, 10. Feb (Reuters) - Russische Firmen wollen wegen der Wirtschaftskrise bei ausländischen Gläubigern offenbar um Entlastung ihrer Milliardenschulden nachsuchen. Der Präsident des russischen Regionalbanken-Verbands, Anatoli Aksakow, bestätigte am Dienstag im Gespräch mit Reuters entsprechende Überlegungen zu einem möglichen Zahlungsaufschub, von dem auch massiv deutsche Banken betroffen wären. "Dahinter steckt die Idee, dass es gut wäre, wenn sich alle Gläubiger auf eine grundlegende Umschuldung verständigen könnten - nach den gleichen Prinzipien", sagte der Bank-Lobbyist. Dabei müsse auch die Regierung eingeschaltet werden. Bislang gebe es aber noch keine Kontakte mit der Führung in Moskau.

Russische Firmen und Geldhäuser stehen laut Bundesbank-Statistik insgesamt mit 24 Milliarden Euro bei deutschen Finanzinstituten in der Kreide. "Da Russland ein wichtiger Markt ist, dürften sowohl Privat- wie auch Landesbanken betroffen sein", sagt Konrad Becker, Finanzexperte der Privatbank Merck Finck. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten russischer Untenehmen im Ausland nach Zentralbankangaben auf rund 390 Milliarden Euro.

Der sinkende Ölpreis und die Finanzkrise haben das Land in die schwerste Wirtschaftskrise seit einem Jahrzehnt gestürzt. Auf Sicherheit bedachte Investoren zogen massiv Kapital aus Russland ab. Der Kurs der Heimatwährung Rubel verlor binnen Monaten ein Drittel an Wert und zog wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit der Euro-Zone auch den Euro mit nach unten. Die Moskauer Regierung musste in den vergangenen sechs Monaten ein Drittel ihrer Devisenreserven investieren, um den Rubel zu stützen und einen unkontrollierten Absturz wie bei der Russland-Krise vor zehn Jahren zu verhindern. Den Banken drohen Belastungen wegen fauler Kredite in den Büchern.

GESPRÄCHSBEREITSCHAFT AUSLÄNDISCHER BANKEN

Die Gedankenspiele zu einer möglichen Umschuldung sind offenbar noch in einem sehr frühen Stadium. In der russischen Regierung weiß man nach offiziellen Angaben bislang nichts von derartigen Plänen: Das Kabinett beabsichtige derzeit nicht, über eine Umstrukturierung der Auslandsschulden russischer Firmen zu beraten, sagte Finanzminister Alexei Kudrin im Reuters-Gespräch. "Es gibt keinerlei Gespräche mit ausländischen Banken", ergänzte ein Regierungssprecher. Ein Wirtschaftsberater im Präsidialamt betonte, die Firmen bedienten ihre Schulden wie gewohnt weiter.

Die Regierung wies zugleich einen Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei" zurück, in dem es hieß, die Firmen drängten die Regierung zur Unterstützung bei einer Umschuldung der Kredite. Dieser Bericht brachte den Euro am Dienstag weiter unter Druck: Er verlor zum Dollar ein Prozent. Die Reaktion der Märkte zeigt die grundsätzliche Unsicherheit der Investoren, ob russische Firmen den in diesem Jahr fälligen Schuldendienst von gut 100 Milliarden Euro leisten können.

In dem Zeitungsartikel ist von grundsätzlicher Gesprächsbereitschaft einiger ausländischer Banken die Rede. Konkret wird die Deutsche Bank und die britische HSBC erwähnt. Beide Häuser lehnten einen Kommentar ab - auch zur Höhe ihres Russland-Engagements. Aus Finanzkreisen verlautete, dass wohl kein Institut solche Gespräche mit Kunden ablehnen werde. "Schließlich geht es im schlimmsten Fall darum, einen Kreditausfall frühzeitig zu verhindern", sagte ein Banker. Viele Institute hätten ihre Russland-Kredite aber stärker besichert als Darlehen in anderen, weniger riskanten Ländern. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vergangene Woche davor gewarnt, dass nach den Abschreibungen auf faule Wertpapiere nun drohende Kreditausfälle die neuen Risiken für die Bankenbranche darstellten. Auf sein Haus bezogen sprach er allerdings von einer komfortablen Position, da das Kreditbuch der Deutschen Bank eine hohe Qualität aufweise.

(Reporter: Gleb Bryanski, Oksana Kobzeva und Philipp Halstrick; redigiert von Christian Götz)

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