Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft dürfte sich nach Inkrafttreten einiger staatlicher Maßnahmen im Juni verlangsamt haben. Zu den Maßnahmen der Bundesregierung gehören unter anderem der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket.
Das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands, Nordrhein-Westfalen, gab bekannt, dass die Verbraucherpreise im Juni um 0,1 % gesunken sind. Dadurch verringert sich die jährliche Inflationsrate von 8,1 % auf 7,5 %. Das war der erste Rückgang seit Januar und nährte Hoffnungen, dass die Gesamtinflation in Deutschland und damit in der gesamten Eurozone ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Der deutsche Verbraucherpreisindex stieg im Jahresverlauf bis Mai um 8,0 % und gemäß der harmonisierten Methode der EU um 8,8 %.
In anderen Ländern der Eurozone sah die Situation dagegen weniger ermutigend aus: Spanische Inflationsdaten zeigten, dass sich die Preissteigerungen nach der harmonisierten Methode auf 1,8 % beschleunigten, was die jährliche Inflation auf ein neues 30-Jahres-Hoch von 10,0 % brachte.
Die Einführung des sogenannten 9-Euro-Tickets bei der Deutschen Bahn senkte den Fahrpreis im kombinierten Personenverkehr im Monatsvergleich um 69 % und im Jahresvergleich um 68,4 %. Aus dem gleichen Grund fielen die Kraftstoffpreise seit Mai um 3,3 %, nachdem die Bundesregierung die Benzinsteuer gesenkt hatte. Diese Steuersenkung ist auf drei Monate begrenzt.
Somit spiegelt keiner der Faktoren hinter dem Rückgang eine nachhaltige Verbesserung der zugrundeliegenden Preisdynamik wider. Das heißt, der allgemeine Trend geht weiterhin nach oben. So stiegen die Mieten um 0,2 % und ein Restaurantbesuch oder Hotelaufenthalt verteuerte sich um 1,2 %. Die Preise für Pauschalreisen stiegen um über 16 %, was die saisonal gestiegene Nachfrage widerspiegelt.
Auch Bayern meldete einen leichten Rückgang der Jahresinflation von 8,1 % auf 7,9 %. Der zugrundeliegende Druck war jedoch deutlicher sichtbar, da die monatliche Inflation immer noch um 0,2 % höher lag. Andere große deutsche Bundesländer werden im Laufe des Vormittags ihre Zahlen melden. Eine vorläufige Zahl für Deutschland als Ganzes wird um 13 Uhr MEZ veröffentlicht.
Deutsche Staatsanleihen konnten sich dank der Nachrichten einer, wenn auch nur oberflächlichen Verbesserung, stark erholen. So fiel die Rendite der zinssensitiven 2-jährigen deutschen Anleihe um 11 Basispunkte auf 0,84 %, während die 10-jährige-Benchmark 9 Basispunkte auf 1,55 % fiel.