Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die deutschen Einzelhandelsumsätze sind im Oktober eingebrochen und weisen auf ein schwieriges 4. Quartal hin. Europas größter Volkswirtschaft droht wohl eine Schrumpfung.
Die Verkaufszahlen gingen gegenüber dem September inflationsbereinigt um 2,8 % und in absoluten Werten um 1,7 % zurück, da die Verbraucher ihre Ausgaben insbesondere für nicht lebensnotwendige Artikel angesichts steigender Energiekosten reduzierten.
Die Non-Food-Verkäufe gingen im Vergleich zum September um 4,5 % und gegenüber dem Vorjahr um 5,5 % zurück. Bei den Lebensmittelverkäufen ergab sich im Monatsvergleich ein Minus von 1,2 % und im Jahresvergleich ein Rückgang von 3,9 %.
Dadurch verstärkt sich ein Trend, der das ganze Jahr über anhält, da sich die durch die Pandemie verursachte Verzerrung des Ausgabeverhaltens langsam entspannt.
Die E-Commerce-Verkäufe, die während der ständigen Lockdowns in den vergangenen zwei Jahren floriert hatten, gingen im Monatsvergleich um 1,8 % und im Jahresvergleich um 7,1 % zurück. Trotzdem blieben sie 27 % über dem Vor-Pandemie-Niveau, was darauf hindeutet, dass die Migration zum Online-Shopping zumindest teilweise stagniert.
„Wenn die realen Einzelhandelsumsätze im November und Dezember stabil auf dem Oktoberniveau bleiben, werden sie insgesamt im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 2,4 % fallen, nach einem Rückgang von 0,9 % im 3. Quartal“, schrieb Claus Vistesen von Pantheon Macroeconomics in einer Kundenmitteilung.
Vistesen argumentierte, dass die Ausgaben auf breiter Front korrigiert werden müssten, nachdem sie im Sommer aufgrund des coronabedingten Nachholbedarfs stark angestiegen waren. Die Verkäufe von Textilien, Kleidung, Schuhen und Leder seien von Januar bis Oktober dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31,6 % gestiegen, betonte er. Die BIP-Daten deuten derweil darauf hin, dass die Ausgaben für Hotel- und Restaurantdienstleistungen im Jahresvergleich um fast 25 % gestiegen seien.
Ein Hoffnungsschimmer für den Rest des Jahres sind Umfragedaten, die zeigen, dass die Verbraucherstimmung die Talsohle erreicht zu haben scheint. Der GfK-Konsumindex ist in den beiden letzten zwei Monaten leicht gestiegen. Unterstützend haben hier vor allem die Pläne der Bundesregierung geholfen, Haushalte aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise zu entlasten.
Die Verbraucherausgaben sehen sich jedoch zunehmendem Gegenwind durch einen schwächelnden Arbeitsmarkt ausgesetzt. So stieg die Arbeitslosigkeit in den letzten sechs Monaten von 5 % auf 5,6 % der Erwerbsbevölkerung.
Ähnliche Muster zeichnen sich in der Eurozone immer häufiger ab. Die am Mittwoch in Frankreich veröffentlichten Daten zeigen, dass die Konsumausgaben im Oktober um 2,8 % zurückgegangen sind.