Berlin, 09. Mai (Reuters) - Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer warnt wegen Materialknappheit und teils drastischer Preisanstiege bei Baumaterialien vor weitreichenden Folgen für die Betriebe. Die Entwicklung stelle viele Bau- und Ausbau-Gewerke "vor enorme Probleme", sagte Wollseifer in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit Merkur.de. Zwischen den kurzfristig stark gestiegenen Preisen und der ursprünglichen Preiskalkulation klaffe bei vielen Betrieben "jetzt häufig ein großes Loch", betonte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). "Wenn die Betriebe den Vertrag dann ohne Preisanpassung erfüllen müssen, machen sie faktisch Verluste."
Die Rückmeldungen aus den Mitgliedsbetrieben zeigten, dass die Entwicklung für nicht wenige Betriebe inzwischen zu einem existenziellen Problem geworden sei. Schlimmstenfalls drohten den Unternehmen Kurzarbeit und Insolvenz. Die Branche hatte zuletzt immer lauter über Lieferengpässe und massive Preisanstiege bei wichtigen Grundmaterialien wie Holz oder Dämmstoffe geklagt. In einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) unter rund 7000 Innungsbetrieben berichteten mehr als 60 Prozent von Preissteigerungen von mehr als 50 Prozent, einige sogar von über 100 Prozent. Dies betreffe vor allem Latt- und Schalholz, aber auch Holzfaserdämmstoffe und sogenannte OSB-Platten seien mittlerweile deutlich teurer geworden.
Die Folgen dieser Entwicklung bremsten immer mehr Handwerksunternehmen aus. "Erste Betriebe haben bereits Kurzarbeit angemeldet, weil das Material nicht zu beschaffen war", sagte Wollseifer. An einigen Baustellen drohe wegen Materialmangels inzwischen gar ein Baustopp.