* Treiber der Konjunkturerholung: USA und China
* IWF-Chefin: Werden Prognosen für 2021 und 2022 anheben
* IWF warnt allerdings vor zunehmender Spaltung
Washington/Berlin, 30. Mrz (Reuters) - Die Aussichten für die Weltwirtschaft hellen sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf. "Wir rechnen jetzt mit einer weiteren Beschleunigung", sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Dienstag in Washington. Dies liege unter anderem an zusätzlichen Konjunkturpaketen, wie zuletzt etwa in den USA im Umfang von allein 1,9 Billionen Dollar. Außerdem dürften die Impfungen gegen das Coronavirus in vielen Industriestaaten im Jahresverlauf Erfolge zeigen.
Georgiewa will die Prognosen für die Weltwirtschaft und die einzelnen Länder nächste Woche zu Beginn der IWF-Frühjahrstagung vorstellen. Sie werden sowohl für 2021 als auch 2022 nach oben revidiert, wie die Bulgarin sagte. Zuletzt hatte der IWF für dieses Jahr ein Wachstum der Weltwirtschaft von 5,5 Prozent in Aussicht gestellt - und damit wesentlich mehr als im Corona-Krisenjahr 2020.
Trotz des Optimismus warnte der IWF vor einer gefährlichen Spaltung: "Impfstoffe sind noch nicht für jeden und überall verfügbar." Zu viele Menschen verlören weiterhin ihren Job, die Armut steige. "Zu viele Länder fallen zurück." Die Einkommensverluste pro Kopf seien in Entwicklungs- und Schwellenländern fast doppelt so hoch wie in den reichen Industriestaaten, wenn man China nicht mitrechne. Das verstärke die ohnehin existierenden Unterschiede noch.
CHINA UND DIE USA GEBEN DEN TAKT VOR
Treiber der Erholung sind vor allem China und die USA. Insgesamt werde es Ende 2021 aber nur eine kleine Gruppe von Ländern geben, die bereits über dem wirtschaftlichen Niveau von vor Ausbruch der Corona-Krise liegen dürften. Georgiewa sagte, es müsse jetzt alles getan werden, um mehr Impfstoffe zu produzieren und sie schnell zu verteilen. Sollte die Pandemie zügig besiegt werden, könne dies bis 2025 fast neun Billionen Dollar an zusätzlicher Wirtschaftsleistung bringen. Staatliche Hilfen bräuchten vor allem kleine und mittelständische Firmen. Hier könnte es dieses Jahr deutlich mehr Insolvenzen geben - jeder zehnte Job sei in Gefahr. Außerdem müssten die Staaten in die Zukunft investieren.
Neuen IWF-Daten zufolge müssten die ärmsten Länder der Welt in den nächsten fünf Jahren rund 200 Milliarden Dollar ausgeben, um mit den Folgen der Pandemie fertig zu werden. Weitere 250 Milliarden Dollar seien nötig, um zurück auf den Pfad zu kommen, gegenüber reicheren Staaten den Rückstand auch zu verringern. Der IWF hat zuletzt für 85 Länder neue Finanzierungen im Volumen von über 107 Milliarden Dollar aufgelegt. 29 der ärmsten Staaten wurden zudem Schuldenerleichterungen gewährt. Im Raum steht - nachdem die USA ihren Widerstand dagegen aufgegeben haben - eine Kapitalspritze für den IWF im Umfang von 650 Milliarden Dollar, damit dieser noch stärker helfen kann. Dies würde ein starkes Signal internationaler Solidarität senden, sagte Georgiewa.