WASHINGTON (dpa-AFX) - Der US-Arbeitsmarkt hält sich nach wie vor gut, er kühlt sich aber tendenziell ab. Im Juni wurden erneut mehr als 200.000 Arbeitsplätze geschaffen, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Die Entwicklung fiel in den beiden Monaten zuvor allerdings deutlich schwächer aus als bisher bekannt. Die Arbeitslosigkeit stieg auf niedrigem Niveau an und erreichte den höchsten Stand seit Ende 2021. Die Löhne legten schwächer zu.
Insgesamt schuf die US-Wirtschaft im Juni 206.000 Arbeitsplätze. Das waren zwar mehr Stellen als erwartet, der Beschäftigungsaufbau im April und Mai wurde aber nach unten revidiert. Demnach wurden 111.000 Stellen weniger geschaffen als bisher gedacht.
Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent. Analysten hatten eine stabile Quote erwartet. Das Ministerium schätzt die Gesamtzahl der Arbeitslosen aktuell auf 6,8 Millionen. Vor einem Jahr waren es noch 800.000 weniger gewesen, die Erwerbslosenquote hatte damals noch 3,6 Prozent betragen. Im längeren Vergleich bleibt die Arbeitslosenquote aber niedrig.
Das Lohnwachstum schwächte sich ab. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent, im Vormonat waren es 0,4 Prozent gewesen. Auch im Jahresvergleich fiel der Lohnauftrieb schwächer aus.
Für die US-Zentralbank Fed spielt der Arbeitsmarkt und insbesondere die Lohnentwicklung eine entscheidende Rolle. Ein enger Arbeitsmarkt mit hohen Lohnsteigerungen steht der erwarteten Lockerung der Fed-Geldpolitik seit längerem entgegen. Schwächt sich der Stellenmarkt ab und steigen die Löhne nicht mehr so stark, könnten sich Spielräume für Zinssenkungen ergeben.
Der Arbeitsmarktbericht füge sich in das Bild einer Abkühlung der US-Konjunktur ein, kommentierte Analyst Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung steht damit einer Fed-Leitzinssenkung auf der Sitzung im September nicht entgegen." Dies ist der übernächste Termin. An den Finanzmärkten sind für dieses Jahr insgesamt zwei Zinssenkungen eingepreist.
An den Finanzmärkten gaben die Renditen an den Anleihemärkten nach Veröffentlichung der Zahlen nach. Das passt ins Bild eines sich abkühlenden Arbeitsmarkts mit schwächerem Lohnwachstum. Der Goldpreis stieg in Erwartung perspektivischer Zinssenkungen an. Gold wirft keine Zinsen ab, weshalb die Aussicht auf fallende Zinsen dem Edelmetall zugutekommt.