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Veröffentlicht am 30.10.2012, 21:17
Börsen-Zeitung: Die Wege trennen sich, Kommentar zu den

Quartalsberichten von Deutscher Bank und UBS, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots) - Es ist noch nicht so furchtbar lange her, da

zählte die Deutsche Bank neben den üblichen Verdächtigen aus den USA

nicht zuletzt die UBS zur Peergroup jener Institute, mit und an denen

sie sich im Wettbewerb messen (lassen) wollte. In der Tat wiesen

beide in ihrer bisherigen Aufstellung eine Reihe von Gemeinsamkeiten

auf. Wie die Deutsche trat die UBS als Universalbank mit globalen

Ambitionen und umfassender Angebotspalette an und wollte in der

weltweiten Champions League mitspielen. Fortan gehen sie getrennte

Wege. Während die Deutsche insoweit grundsätzlich auf Kurs bleibt,

schrumpft die UBS, die vor allem als Anleihehaus nicht wirklich

reüssieren konnte, auf der Kapitalmarktseite unter dem Druck

schmerzhafter Krisenerfahrungen zu einem Investmentbänkli mit

limitiertem Produktportfolio.

Die beiden Häuser boten, als sie am selben Tag über ihr drittes

Quartal berichteten, ein bemerkenswertes Kontrastprogramm. Das gilt

für die Erfolgs- oder Misserfolgsrechnungen - dazu später -, mehr

noch aber für die strategische Neuausrichtung, die diesmal vor allem

bei den Eidgenossen auf der Agenda stand; die Deutsche Bank hatte

diesbezüglich schon im September, 100 Tage nach dem Stabwechsel von

Josef Ackermann zu Jürgen Fitschen und Anshu Jain, vorgelegt. Selten

ist so augenfällig belegt worden, dass an der vermeintlichen Phrase,

in einer Krise lägen immer auch Chancen, wirklich etwas dran ist. Mal

ganz davon abgesehen, dass seit 2007 die eine oder andere einst feine

Adresse völlig von der Bildfläche verschwunden ist, haben mehr als

fünf Jahre Finanz- und Staatsschuldenkrise die Hackordnung im

globalen Banking auch unter den Überlebenden dramatisch verändert.

Namentlich Ackermann sagte gebetsmühlenartig immer wieder voraus, und

seine Nachfolger haben es bestätigt, dass der hiesige Branchenprimus,

der ohne direkte Staatshilfe durch die Krise gekommen ist, das

Potenzial und den Ehrgeiz habe, vom Ausscheiden geschwächter

Wettbewerber zu profitieren. Am Dienstag hat man es, jedenfalls aus

einem bestimmten Blickwinkel, exemplarisch nachvollziehen können.

Über 'Krisengewinner' und 'Krisenverlierer', über 'richtige' und

'falsche' Strategien sollte man allerdings nicht vorschnell ultimativ

urteilen. Die Börse hat ja zumindest fürs Erste beide Banken mit

kräftigen Kursavancen gefeiert. In der Tat kann, gerade mit Blick auf

die nachhaltigen Profitabilitätserwartungen, das angesichts eines

Personalabbaus von weiteren 10000 der noch 64000 Stellen bis 2015

aggressiv anmutende Zurückschneiden des Investment Banking für die

UBS und ihre Aktionäre so sinnvoll sein, wie es der offensive

Anspruch, 'die weltweit führende, kundenorientierte Universalbank zu

werden', für die Deutsche Bank und ihre Anteilseigner sein mag. Als

Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von umgerechnet 1,8

Bill. Euro jedenfalls ist die UBS nicht nur etwa doppelt so groß wie

die Deutsche, sondern - sicher auch ein Resultat des langen

strategischen Gezackers um diese Sparte in Frankfurt - auch deutlich

profilierter. Und in diesem Geschäft nicht zuletzt wesentlich

ertragsstärker sowie als Gesamtbank künftig vermutlich auch

ertragsstabiler. Da sieht die Hackordnung also schon ganz anders aus.

In den Zahlenwerken für das dritte Quartal steht einem

Vorsteuergewinn der Deutschen Bank von 1,1 Mrd. Euro ein Verlust der

UBS von umgerechnet 2,1 Mrd. Euro gegenüber - Folge von

Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Rückbau der Bank. Wer zum

einen aus dieser Momentaufnahme und zum anderen aus der angekündigten

radikalen Redimensionierung der vormaligen 'Union de Banques Suisses'

auf eine nun festgefügte deutsch-schweizerische

Zweiklassengesellschaft schließen sollte, könnte sich aber täuschen.

Mitten in einem tiefgreifenden Restrukturierungsprozess -

zumindest diese Gemeinsamkeit bleibt ihnen - stecken ja beide. Und

zunächst einmal fallen, bis die Einsparziele von jeweils 4,5 Mrd.

Euro pro Jahr realisiert sein werden, enorme Umsetzungskosten an, die

bis 2015 mit 4 Mrd. Euro (Deutsche) respektive umgerechnet 2,7 Mrd.

Euro (UBS) veranschlagt werden. Sparen kostet einen Haufen Geld! Was

aber die angestrebte Aufwandsreduzierung selbst betrifft, hat man bei

der Deutschen weit mehr als bei der UBS den Eindruck, dass die ganze

Wahrheit noch nicht raus ist. Mit dem bisher kommunizierten Abbau von

rund 2000 der gut 100000 Stellen wird es wohl nicht getan sein.

Neuigkeiten dazu blieb die Deutsche am Dienstag abermals schuldig.

Überhaupt ist beim 'Krisengewinner' Deutsche Bank, sosehr die

Quartalsergebnisse unterm Strich sowohl im Investment Banking als

auch im Privatkundengeschäft positiv überraschten, keineswegs alles

Gold, was glänzt. Ein Kostensprung um 18% binnen Jahresfrist

beispielsweise erscheint gewöhnungsbedürftig. Hier kostet nicht das

Sparen Geld, sondern - in Form höherer erfolgsabhängiger Vergütungen

- das bessere operative Ergebnis. Daneben hinterlässt zum einen die

jüngste Runde der Restrukturierung - nicht nur bei der Deutschen Bank

eigentlich ja seit Jahren ein Dauerzustand - erste Spuren. Zum

anderen schlagen sich zunehmende Aufwendungen für unzählige

Rechtsstreitigkeiten nieder, die eine weltweit antretende

Universalbank heutzutage wohl als Bestandteil ihres Geschäftsmodells

in Kauf nehmen muss. In diesem Punkt hat die demnächst deutlich

weniger universal ausgerichtete UBS in Zukunft auf jeden Fall einen

Wettbewerbsvorsprung vor der Deutschen Bank, mag sie auch nicht mehr

zu deren Peergroup gehören.

(Börsen-Zeitung, 31.10.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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