ANKARA (dpa-AFX) - In der Türkei hat sich die hohe Inflation etwas abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni zum Vorjahresmonat um 71,6 Prozent, wie das Statistikamt am Mittwoch in Ankara mitteilte. Im Vormonat hatte die Teuerung 75,5 Prozent betragen. Analysten hatten im Schnitt mit einer Abschwächung auf 72,6 Prozent gerechnet.
Trotz des Rückgangs bleibt die Geldentwertung auf sehr hohem Niveau. Im Jahr 2022 hatte die Inflation noch höher gelegen. In der Spitze wurden damals rund 85 Prozent markiert. Ähnlich hohe Inflationsraten hatte die Türkei zuletzt Ende der 1990er Jahre.
Die Notenbank des Landes stemmt sich aktuell mit hohen Leitzinsen gegen die Teuerung. Allerdings ist der wichtigste Notenbankzins mit 50 Prozent immer noch deutlich niedriger als die Inflationsrate. Der reale Leitzins ist damit negativ, wodurch die Wirtschaftsaktivität - und damit auch die Inflation - eher angeschoben als gebremst wird.
Der negative Realzins ist ein Grund für die schwache Landeswährung Lira, da er Finanzanlagen in der Türkei für ausländische Anleger unattraktiver macht. Der Wechselkurs der Lira bewegt sich gegenüber dem US-Dollar und dem Euro in der Nähe seiner Rekordtiefstände. Die schwache Landeswährung verteuert eingeführte Waren und Dienstleistungen und facht die Inflation somit weiter an.