(Neu: Weitere Aussagen der Commerzbank, Analystenkommentare von der DZ Bank und CB Seydler, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein schwerer Rückschlag in der Diabetes-Forschung hat Evotec F:EVT am Dienstag massiv unter Druck gesetzt. Die Aktien des Biotech-Unternehmens sackten zum Börsenstart um fast ein Viertel auf den niedrigsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr ab. Zum Handelsende notierten sie noch 13,82 Prozent tiefer bei 3,180 Euro. Damit waren sie immer noch abgeschlagenes Schlusslicht im TecDax F:TDXP, der 0,57 Prozent im Minus schloss.
Die Hiobsbotschaft für die Evotec-Aktionäre war das Aus für die Entwicklung des Programms Diapep277 durch den Partner Hyperion Therapeutics. Der Grund: Mitarbeiter eines Tochterunternehmens des US-Pharmakonzerns sollen Studiendaten gefälscht haben. Die noch offenen Forderungen Evotecs gegenüber der Hyperion-Tochter belaufen sich auf mehr als 3,4 Millionen Euro. Nun geht das TecDax-Unternehmen von Wertberichtigungen in Höhe von 8,7 Millionen Euro aus und sieht die eigenen Jahresziele in Gefahr.
KEINE RÜCKSCHLÜSSE AUF ANDERE PROJEKTE
Die festgestellten Manipulationen in den Testreihen zu dem Diabetes-Wirkstoff bedeuteten wohl das Ende für dieses Forschungsprojekt, schrieb Analyst Volker Braun von der Commerzbank. Ohne Diapep277 reduziert sich für ihn der faire Wert der Aktie. Allerdings erscheine eine kurzfristige Erholung der Aktie möglich. Da es sich im vorliegenden Fall um ein wissenschaftliches Fehlverhalten eines Partners handle, verböten sich Rückschlüsse auf andere Projekte von Evotec.
Brauns Kollege Heinz Müller von der DZ Bank konstatierte ein "abruptes Ende für den Hoffnungsträger Diapep277". Er sieht das Unternehmen nun zu seinen Vergleichsunternehmen beim Verhältnis zwischen Unternehmenswert und Umsatz etwas überbewertet.
Experte Igor Kim von der Investmentbank Close Brothers Seydler erinnerte daran, dass der Diabeteswirkstoff eines der fortgeschrittenen Projekte gewesen sei, das dem Biotechkonzern Umsatzbeteiligungen und Prämien gebracht hätte. In seinem Bewertungsmodell habe Diapep277 für rund 16 Prozent des fairen Wertes gestanden. Die Aktie sei zwar grundsätzlich unterbewertet. Kurzfristig seien jedoch möglicherweise sinkende Gewinnerwartungen ein erheblicher Unsicherheitsfaktor.l/jha/