FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag kaum auf einen etwas enttäuschenden Ifo-Index reagiert. Bankvolkswirte äußerten sich zwar skeptisch. Konjunktursorgen aber wurden nur bedingt laut. Am frühen Nachmittag trat der deutsche Leitindex F:DAX bei 9921,94 Punkten auf der Stelle. Am Montag war das Börsenbarometer nach dem Rekordhoch vom Freitag mit Verlusten in die neue Woche gestartet.
Der MDax F:MDAX fiel zuletzt um 0,19 Prozent auf 16 814,20 Punkte, der TecDax F:TDXP büßte 0,17 Prozent auf 1320,12 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) hingegen pendelte bei einem Stand von 3284,39 Punkten um seinen Vortagesschlusskurs.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübte sich im Juni zum zweiten Mal in Folge ein. Mit 109,7 Punkten fiel der vom Ifo-Institut berechnete Geschäftsklimaindex auf den tiefsten Stand in diesem Jahr. "Die deutschen Unternehmen schätzen die Zukunftsaussichten nicht mehr ganz so optimistisch ein wie noch zu Jahresbeginn", schrieb Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. "Eine gesunde Konjunkturzuversicht kann dennoch attestiert werden. Nach dem fulminanten Wachstum im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen einen gemächlicheren Gang einschlagen."
BMW KLETTERN NACH UBS-STUDIE AN DAX-SPITZE
In einem ansonsten nachrichtenarmen Umfeld sorgten Analystenkommentare für Aufmerksamkeit. Autoaktien etwa entwickelten sich nach einer Studie der UBS in unterschiedliche Richtungen: So verteuerten sich BMW-Papiere (ETR:BMW) an der Dax-Spitze um rund zweieinhalb Prozent, wohingegen Titel von Daimler ein halbes Prozent verloren. Bei BMW lobte Analyst Philippe Houchois unter anderem die langfristige Vision des Autobauers. Zudem sei der Start der "i"-Elektromodell-Baureihe stark gewesen. Daimler dagegen fehle es hier an einer klaren Strategie.
Chemiewerte (DJX:SX4P) zählten europaweit und auch in Frankfurt zu den Favoriten. Aktien von Unternehmen mit einem Agrarchemiegeschäft profitierten von Berichten über Kaufpläne des US-Konzerns Monsanto F:MON (ETR:MOO). So stiegen Bayer (ETR:BAYN) um 0,87 Prozent, für K+S (ETR:SDF) ging es um 1,27 Prozent nach oben. Die Amerikaner hatten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg Interesse am Schweizer Agrokonzern Syngenta F:SYNN (FSE:SVJ). Allerdings seien die Gespräche dann von den Schweizern abgebrochen worden. Nichtsdestotrotz hätten sich die Meldungen insgesamt positiv auf die Stimmung ausgewirkt. In Zürich zogen Syngenta-Anteilsscheine um rund sechs Prozent an.
EON UND RWE STEIGEN WEITER - OSRAM SCHWACH
Auch Versorgeraktien schlugen sich besser als der Gesamtmarkt. RWE (ETR:RWE) und Eon (ETR:EOAN) setzten ihre jüngste Rally fort und legten moderat zu. Analystin Deborah Wilkens von der US-Bank Goldman Sachs schlug in einer Sektorstudie weiterhin positive Töne an.
Die im MDax gelisteten Papiere von Osram (ETR:OSR) dagegen sackten weiter ab und fielen um mehr als ein Prozent. In der Ende vergangener Woche herausgegebenen Ausgabe des "Manager Magazin" kommt der Leuchtmittelhersteller mit dem Artikel "Und es ward dunkel" nicht gut weg. Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sah darin ein Spiegelbild seiner eigenen, negativen Einschätzung. Wunderlich rechnet mit weiteren negativen Nachrichten - vor allem ein wahrscheinliches neues Sparprogramm sei noch nicht in den Kursen berücksichtigt.
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---