FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag kaum auf einen etwas enttäuschenden Ifo-Index reagiert. Lediglich Technologieaktien gerieten leicht unter Druck. Der Dax F:DAX trat bei 9917,05 Punkten auf der Stelle. Am Montag war das Börsenbarometer noch nach dem Rekordhoch vom Freitag mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Der MDax F:MDAX bewegte sich mit minus 0,09 Prozent auf 16 832,11 Punkte ebenfalls kaum vom Fleck, der TecDax F:TDXP büßte 0,20 Prozent auf 1319,81 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) pendelte bei einem Stand von 3280,51 Punkten ebenfalls um seinen Vortagesschlusskurs.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübte sich im Juni zum zweiten Mal in Folge ein. Mit 109,7 Punkten fiel der vom Ifo-Institut berechnete Geschäftsklimaindex auf den tiefsten Stand in diesem Jahr. "Die deutschen Unternehmen schätzen die Zukunftsaussichten nicht mehr ganz so optimistisch ein wie noch zu Jahresbeginn", schrieb Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. "Eine gesunde Konjunkturzuversicht kann dennoch attestiert werden. Nach dem fulminanten Wachstum im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen einen gemächlicheren Gang einschlagen."
BMW STEIGEN NACH UBS-STUDIE AN DAX-SPITZE
In einem ansonsten nachrichtenarmen Umfeld sorgten Analystenkommentare für Aufmerksamkeit. Autoaktien etwa entwickelten sich nach einer Studie der UBS in unterschiedliche Richtungen: So verteuerten sich BMW-Papiere (ETR:BMW) an der Dax-Spitze um 2,60 Prozent, wohingegen Titel von Daimler rund ein halbes Prozent verloren. Bei BMW lobte Analyst Philippe Houchois unter anderem die langfristige Vision des Autobauers. Zudem sei der Start der "i"-Elektromodell-Baureihe stark gewesen. Daimler dagegen fehle es hier an einer klaren Strategie.
Chemiewerte (DJX:SX4P) stemmten sich europaweit gegen den leicht negativen Markttrend und zählten auch in Frankfurt zu den Favoriten. Aktien von Unternehmen mit einem Agrarchemiegeschäft profitierten von Berichten über Kaufpläne des US-Konzerns Monsanto F:MON (ETR:MOO). So stiegen Bayer (ETR:BAYN) um 0,77 Prozent, bei K+S (ETR:SDF) ging es um 0,49 Prozent nach oben. Die Amerikaner hatten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg Interesse am Schweizer Agrokonzern Syngenta F:SYNN (FSE:SVJ). Allerdings seien die Gespräche dann von den Schweizern abgebrochen worden. Nichtsdestotrotz hätten sich die Meldungen insgesamt positiv auf die Stimmung ausgewirkt. In Zürich zogen Syngenta-Anteilsscheine um mehr als vier Prozent an.
EON UND RWE STEIGEN WEITER
Auch Versorgeraktien schlugen sich besser als der Gesamtmarkt. RWE (ETR:RWE) und Eon (ETR:EOAN) setzten ihre jüngste Rally fort und legten moderat zu. Analystin Deborah Wilkens von der US-Bank Goldman Sachs schlug in einer Sektorstudie weiterhin positive Töne an. Hauptgrund ist eine gestiegene Branchenbewertung.
Die im MDax gelisteten Papiere von Osram (ETR:OSR) aber sackten weiter ab und fielen um 1,71 Prozent. In der Ende vergangener Woche herausgegebenen Ausgabe des "Manager Magazin" kommt der Leuchtmittelhersteller mit dem Artikel "Und es ward dunkel" nicht gut weg. Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sah darin ein Spiegelbild seiner eigenen, negativen Einschätzung. Wunderlich rechnete mit weiteren negativen Nachrichten - vor allem ein wahrscheinliches neues Sparprogramm sei noch nicht in den Kursen berücksichtigt.
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---