FRANKFURT (dpa-AFX) - Verunsichert vom massiven Vormarsch der Terrorgruppen im Irak hat der deutsche Aktienmarkt am Montag seine Verluste aus der Vorwoche ausgeweitet. Der Dax F:DAX büßte bis zum Nachmittag 0,28 Prozent auf 9886,11 Punkte ein. Am vergangenen Montag war der Leitindex noch auf ein Rekordhoch gestiegen, hatte im Wochenverlauf dann aber überwiegend Verluste verbucht. Der MDax F:MDAX sank am Montag um 0,29 Prozent auf 16 858,79 Punkte. Der TecDax F:TDXP verlor 0,35 Prozent auf 1298,33 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) verlor 0,59 Prozent.
"Die Sorgen der vergangenen Woche sind weiterhin präsent", sagte Marktanalyst Alastair McCraig vom Handelshaus IG. Allerdings herrsche eine gewisse Erleichterung, da es Anzeichen für ein mögliches Eingreifen der USA und des Iran in der Irak-Krise gebe. Der Ölpreis hielt sich vorerst aber weiter auf dem höchsten Niveau seit neun Monaten.
Weitere Impulse für den Aktienmarkt könnten am Nachmittag von den Daten zur US-Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung im Mai ausgehen. Kaum Einfluss hatte, dass sich die Stimmung der Industrie im US-Bundesstaat New York im Juni überraschend weiter aufgehellt hatte. Die Konjunkturdaten dürften laut Dirk Gojny von der National Bank besonders beachtet werden, nachdem am Freitag das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan durchwachsen ausgefallen war. "Die Industrieproduktion in den Staaten sollte ebenso wie die Kapazitätsauslastung im Mai leicht zugelegt haben", erwartet er.
RWE-AKTIE SCHWACH - REGIERUNG WILL DEA-VERKAUF PRÜFEN
Schwächster Dax-Wert war die Aktie von RWE (ETR:RWE) mit einem Abschlag von knapp einem Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium will den geplanten milliardenschweren Verkauf der RWE-Öl- und Gasfördertochter Dea an eine Firmengruppe um den Russen Michail Fridman prüfen. "Die deutsche Regierung hat bislang noch nie von einer Klausel in ihrem Außenwirtschaftsgesetz Gebrauch gemacht. Dieses Vorgehen dürfte daher zumindest einige Zweifel über den Abschluss der Transaktion wecken", sagte ein Börsianer. Das Ministerium untersucht, ob dem Gesetz zufolge strategische Interessen Deutschlands wie etwa die Versorgungssicherheit verletzt werden.
Die Papiere von HeidelbergCement (ETR:HEI) stiegen um 0,36 Prozent. Der Baustoffkonzern bereitet einem Pressebericht zufolge den schon länger geplanten Verkauf seines Ziegelgeschäfts vor. HeidelCement habe wegen der Trennung vom Geschäftsbereich Bauprodukte bereits mit mehreren Banken gesprochen, die den Verkauf abwickeln könnten, berichtete die "Financial Times" am Wochenende unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die Sparte könnte den Heidelbergern bis zu 1,5 Milliarden Euro einbringen. Ein Konzernsprecher lehnte am Montag eine Stellungnahme ab.
Die Lufthansa-Aktien (ETR:LHA) pendelten zwischen Plus und Minus und verloren zuletzt 0,80 Prozent. Nach Informationen des "Spiegel" plant die Fluggesellschaft unter dem Dach der Tochter Eurowings einen neuen Billigflieger neben Germanwings.
SIEMENS IM BLICK: ANGEBOT FÜR ALSTOM ERWARTET
Im Anlegerfokus standen auch Siemens F:SIE und Alstom (PSE:PALO) (FSE:AOM). Im Ringen um den französischen Konzern wird noch an diesem Nachmittag ein Angebot vom Siemens-Konzern und seinem japanischen Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) erwartet. Die Offerte dürfte im Kern den Charakter einer Allianz haben, um das Bietergefecht gegen den US-Konzern General Electric (ETR:GEC) F:GE zu eröffnen. GE bietet aktuell 12,35 Milliarden Euro für die Alstom-Energietechnik. Die Anteilsscheine von Siemens stiegen um 0,13 Prozent.
Sky Deutschland (ETR:SKYD) gewannen im MDax 4,46 Prozent und profitierten von Übernahmehoffnungen. Laut einem Medienbericht hat der britische TV-Konzern BSkyB (ISE:BSY) (FSE:BSB) Banken ausgewählt, die bei der geplanten Zusammenlegung der europäischen Pay-TV-Geschäfte von Rupert Murdoch helfen sollen. Berichte über eine Neuordnung von Murdochs Geschäften hatten die Sky-Deutschland-Aktien bereits im Mai angetrieben. Damals hatte es geheißen, dass die Sender Sky Deutschland und Sky Italia von BSkyB übernommen werden sollen.
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---