FRANKFURT (dpa-AFX) - Verunsichert vom massiven Vormarsch der Terrorgruppen im Irak hat der deutsche Aktienmarkt am Montag seine Verluste aus der Vorwoche etwas ausgeweitet. Der Dax F:DAX büßte bis zur Mittagszeit 0,37 Prozent auf 9876,61 Punkte ein, nachdem er vergangenen Montag noch auf ein Rekordhoch gestiegen war und anschließend überwiegend nachgegeben hatte. Der MDax F:MDAX sank um 0,45 Prozent auf 16 832,42 Punkte. Der TecDax F:TDXP verlor 0,37 Prozent auf 1297,97 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) verlor 0,65 Prozent.
"Die Sorgen der vergangenen Woche sind weiterhin präsent", sagte Marktanalyst Alastair McCraig vom Handelshaus IG. Allerdings herrsche eine gewisse Erleichterung, da es Anzeichen eines möglichen Eingreifens seitens der USA und sogar des Iran in der Irak-Krise gebe. Der Ölpreis allerdings hielt sich vorerst weiter auf dem höchsten Niveau seit neun Monaten.
Neue Impulse für den Aktienmarkt könnten am Nachmittag Konjunkturdaten aus den USA bringen. Sie dürften laut Dirk Gojny von der National Bank besonders beachtet werden, nachdem am Freitag insbesondere das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan durchwachsen ausgefallen war. "Die Industrieproduktion in den Staaten sollte ebenso wie die Kapazitätsauslastung im Mai leicht zugelegt haben", erwartet Gojny.
RWE-AKTIE SCHWACH WEGEN UNSICHERHEIT ÜBER DEA-VERKAUF
Schwächster Dax-Wert war die Aktie von RWE (ETR:RWE) mit einem Abschlag von 1,31 Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium will den geplanten milliardenschweren Verkauf der RWE-Öl- und Gasfördertochter Dea an eine Firmengruppe um den Russen Michail Fridman prüfen. "Die deutsche Regierung hat bislang noch nie von einer Klausel in ihrem Außenwirtschaftsgesetz Gebrauch gemacht. Dieses Vorgehen dürfte daher zumindest einige Zweifel über den Abschluss der Transaktion wecken", sagte ein Börsianer. Das Ministerium untersucht, ob dem Gesetz zufolge strategische Interessen Deutschlands wie etwa die Versorgungssicherheit verletzt werden.
Die Papiere von HeidelbergCement (ETR:HEI) zählten im Dax hingegen zu den Spitzenwerten mit plus 0,83 Prozent. Der Baustoffkonzern bereitet einem Pressebericht zufolge den schon länger geplanten Verkauf seines Ziegelgeschäfts vor. HeidelCement habe wegen der Trennung vom Geschäftsbereich Bauprodukte bereits mit mehreren Banken gesprochen, die den Verkauf abwickeln könnten, berichtete die "Financial Times" am Wochenende unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die Sparte könnte den Heidelbergern zwischen 1,5 und 2,0 Milliarden US-Dollar (1,1 bis 1,5 Mrd Euro) einbringen. Ein Konzernsprecher lehnte am Montag eine Stellungnahme ab.
LUFTHANSA PLANT ANGEBLICH NEUEN BILLIGFLIEGER
Die Lufthansa-Aktien (ETR:LHA) pendelten sich Gewinnen und Verlusten und verloren zuletzt 0,46 Prozent. Nach Informationen des "Spiegel" plant die Fluggesellschaft unter dem Dach der Tochter Eurowings einen neuen Billigflieger neben Germanwings.
Weiter richtet sich außerdem das Interesse auf Siemens F:SIE und Alstom (PSE:PALO) (FSE:AOM). Im Ringen um den französischen Konzern wird am Nachmittag ein Angebot vom Siemens-Konzern und seinem japanischen Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) erwartet. Die Offerte dürfte im Kern den Charakter einer Allianz haben, um das Bietergefecht gegen den US-Konzern General Electric (ETR:GEC) F:GE zu eröffnen. GE bietet aktuell 12,35 Milliarden Euro für die Alstom-Energietechnik. Die Anteilsscheine von Siemens stiegen um 0,21 Prozent.
Sky Deutschland (ETR:SKYD) gewannen im MDax knapp drei Prozent und profitierten von Übernahmehoffnungen. Laut einem Medienbericht hat der britische TV-Konzern BSkyB (ISE:BSY) (FSE:BSB) Banken ausgewählt, die bei der geplanten Zusammenlegung der europäischen Pay-TV-Geschäfte von Rupert Murdoch helfen sollen. Berichte über eine Neuordnung von Murdochs Geschäften hatten die Sky-Deutschland-Aktien bereits im Mai angetrieben. Damals hatte es geheißen, dass die Sender Sky Deutschland und Sky Italia von BSkyB übernommen werden sollen.
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---