Es ist nicht weniger als ein Wettrüsten, was sich die Autobauer im Moment in Sachen E-Mobilität liefern. Alle Hersteller wissen – oder sollten es zumindest –, dass es jetzt darauf ankommt, möglichst schnell möglichst brauchbare Elektroautos zu liefern. Das gilt insbesondere für die deutschen Hersteller, die in Sachen Mobilität der Zukunft bisher eher lethargisch unterwegs waren:
Volkswagen (DE:VOWG_p) (WKN: 766403) kündigte erst kürzlich eine Investitions-„Offensive“ an, die das Unternehmen in einigen Jahren auf den Stand bringen soll, den der kalifornische Hersteller Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) schon heute hat. Daimler (WKN: 710000) hat mit seinem Mercedes EQC, der vor ein paar Wochen vorgestellt wurde, auf ganzer Linie enttäuscht. Einzig BMW (WKN: 519000) konnte mit dem kürzlich vorgestellten iNext wenigstens ein recht innovatives Fahrzeug liefern, das jedoch erst in drei Jahren auf die Straße kommen soll.
Und was macht Tesla währenddessen? Tesla scheint die Zeit effizient zu nutzen. Einem Bericht auf Electrek zufolge produzierte Tesla in den zurückliegenden sieben Tagen vor Veröffentlichung des Berichts insgesamt 6.700 Fahrzeuge, wovon 4.400 auf das so wichtige Model 3 entfielen, das den Massenmarkt erobern soll und dessen Produktion gerade hochgefahren wird.
Das ist zwar weniger als der Produktionsrekord Ende Juni, wo es Tesla schaffte, in einer Woche 5.000 Model 3 und 7.000 Fahrzeuge insgesamt zu fertigen, allerdings war dieser Rekord mit Hängen, Würgen und einer Produktionsanlage in einem Zelt erreicht worden. Nun scheint die Produktion auf einer nachhaltigeren Basis zu stehen.
Noch ermutigender ist die Tatsache, dass Tesla in den beiden Tagen vor dem Veröffentlichen des Berichts wohl 2.300 Fahrzeuge produziert hat, was einer neuen rechnerischen Rekordrate von 8.050 Fahrzeugen in der Woche gleichkäme.
Seinem Ziel, in diesem Quartal 50.000 bis 55.000 Model 3 zu fertigen, kommt Tesla Electrek zufolge immer näher. Electrek erwartet außerdem eine Gesamtproduktion von knapp 80.000 Fahrzeugen der Modellreihen S, 3 und X. Das zu erreichen wäre wichtig, damit Tesla in diesem Quartal endlich profitabel wird.
Könnte sogar noch mehr kommen? Für Aufsehen unter Investoren sorgte zudem ein Satz, den CEO Elon Musk in seinem letzten „Company Update“ am 7. September formulierte:
Wir haben gerade das aufregendste Quartal in unserer Geschichte, und werden doppelt so viele Fahrzeuge bauen und ausliefern wie im letzten Quartal. [Übersetzung des Autors]Sollte diese Prognose tatsächlich eintreffen, würde das die Erwartungen von Electrek komplett sprengen: Im zweiten Quartal 2018 fertigte Tesla 53.339 Fahrzeuge. Um mehr als doppelt so viele Fahrzeuge zu produzieren, müsste die Gesamtproduktion in diesem Quartal weit über 106.600 Fahrzeuge betragen – das wäre etwa ein Drittel mehr als das, was Electrek für dieses Quartal erwartet.
Wir wissen, dass Elon Musk gerade in den letzten Wochen gerne vollmundige Ankündigungen macht – Stichwort Börsenabschied und „Finanzierung gesichert“. Doch die Tatsache, dass momentan zum ersten Mal die Fahrzeugauslieferungen der Flaschenhals zu sein scheinen, geben Musks Aussagen Rückenwind.
Ein paar Gedankenspiele Die Produktion von 2.300 Autos in zwei Tagen – selbst wenn das nur ein sehr kurzfristiger Produktions-Burst gewesen sein sollte – zeigt, dass Tesla durchaus in der Lage ist, mit den vorhandenen Produktionsanlagen dieses Niveau zu erreichen. Wenn Tesla alle Flaschenhälse in der Fertigung ausradiert hat, könnte so ein Produktionsniveau theoretisch ein Jahr lang gehalten werden.
Dividieren wir 2.300 durch zwei und multiplizieren mit 365, kommen wir auf eine rechnerische jährliche Gesamtproduktion von 419.750 Fahrzeugen, die Tesla mit den momentan vorhandenen Maschinen stemmen könnte.
Ich denke, dass wir im Jahr 2019 mit einer noch deutlich höheren Produktionsrate rechnen können, da Tesla in weitere Fertigungsstraßen investieren wird, die eine Produktion von 500.000 oder 600.000 Autos im Jahr leisten können.
Den deutschen Herstellern läuft die Zeit davon Im Moment sieht es extrem danach aus, als würde Tesla den deutschen Herstellern den Rang ablaufen. Während der enttäuschende Mercedes EQC erst 2019 kommt und BMWs iNext erst 2021, wird Tesla schon in diesem Jahr mehrere hunderttausend Fahrzeuge produzieren und in den nächsten Jahren sicher nicht nachlassen, da sie bereits einige bedeutende Wettbewerbsvorteile haben.
Es könnte gut sein, dass BMW, Daimler und Volkswagen die Lethargie der letzten Jahre hier schmerzlich auf die Füße fällt.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.