Investing.com - Das von der Federal Reserve Bank of Kansas City organisierte Wirtschaftssymposium in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming, wird am Donnerstag beginnen und bis zum Sonnabend dauern, wobei für die Märkte vor allem die Auftritte von Fed-Chefin Janet Yellen und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi interessant sein dürften.
Auch wenn die Erwartungen eher gering sind, dass einer der beiden Notenbankchefs die Märkte mit großen Neuigkeiten in den Bann ziehen wird, so werden die Investoren doch den Bemerkungen der beiden folgen, um einen Einblick in die künftige Geldpolitik zu bekommen.
Das Symposium wird in 2017 die "Schaffung einer dynamischen Weltwirtschaft" zum Thema haben. Auf dem jedes Jahr stattfindenden Ereignis kommen hunderte von Notenbankern, Finanzministern, Entscheidungsträgern, Akademikern und Ökonomen zusammen, um sich über wirtschaftliche Fragen, Konsequenzen und Handlungsansätze auszutauschen.
Das Symposium erlangte im August 2010 große Bekanntheit, als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke sein berühmtes Versprechen an die Märkte abgab:
“Sollte es sich als notwendig herausstellen, dann hat die Fed Optionen weitere Gelder bereitstellen.
Eine Anwendung dieser Optionen bedarf der sorgfältigen Abwägung von Kosten und Nutzen.
Der Ausschuss wird aber mit Sicherheit seine zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen um die Stabilität der Preise zu gewährleisten - eine exzessive Inflation oder eine weitere Disinflation vermeiden - und eine fortgesetzte Erholung der Konjunktur fördern.”
Obwohl die Fed dann tatsächlich noch drei weitere Monate wartete, bevor sie eine zweite Runde der quantitativen Lockerung, unter dem Kürzel “QE2” bekannt, begann, die zum Kauf von langfristigen US-Staatsanleihen im Wert von 600 Mrd USD führten. Zusätzlich wurden Erlöse in Höhe von 250 bis 350 Mrd USD aus verbrieften Immobilienkrediten reinvestiert, um die Erholung der Konjunktur voranzubringen. Jackson Hole wurde als tiefgreifendes Umdenken in der Geldpolitik wahrgenommen und zu einem wichtigen Ereignis.
Yellen und Draghi könnte es an Drama mangeln
Die Erwartungen auf grundlegend neues von dem diesjährigen Symposium sind gering, obwohl die Zentralbanken gerade dabei sind, ihre Geldpolitik weniger locker zu gestalten und damit zur Normalität zurückzukehren.
Die gegenwärtige Chefin der Fed Janet Yellen wird am Freitag um 16:00 MEZ eine Rede zur Finanzmarktstabilität halten und die Danske Bank erwartet davon nichts “dramatisches”.
“Wir halten Ausschau nach neuerlichen Signalen, dass die Ankündigung eines Abbaus der Bilanzsumme eher früh kommen könnte (womöglich im September) und dass eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr immer noch die Ausgangslage ist" erklärten die Analysten.
Die Erwartungen an Draghis Auftritt am Freitag schwanden ebenfalls, als Quellen vor kurzem andeuteten, dass der EZB-Präsident sich an das Thema des Symposiums halten werde und es vorziehe die Entwicklung im Auge zu behalten, bevor es dann im Herbst neue Informationen geben könnte.
“EZB-Präsident Draghi wird wahrscheinlich die Flexibilität der Bank bei der Planung der Neuausrichtung der Geldpolitik betonen, da die Inflation noch nicht weit genug gestiegen ist, um die EZB-Entscheider von der Notwendigkeit einer strafferen Geldpolitik zu überzeugen" meinten Ökonomen von Julius Bär.
“Wir erwarten zumindest, dass die EZB eine weitere Zunahme der Inflation abwarten und die Normalisierung auf den letztmöglichen Zeitpunkt heraus zögern wird" schlussfolgerten sie und wiederholten ihre Vorhersage, dass die Käufe von Wertpapieren wie angekündigt kommen werden und dass die erste Anhebung der Refinanzierungskosten nicht vor dem dritten Quartal 2018 erfolgen dürfte.
Im Hinblick auf die anderen Notenbankchefs wird das offizielle Programm nicht vor Donnerstag 04:00 MEZ vorgestellt werden, aber der britische Zentralbankchef Mark Carney will Berichten nach, an dem Ereignis nicht teilnehmen.
Obwohl die Bank of Japan noch den Terminplan ihres Chefs Haruhiko Kuroda herausgeben muss, so war dieser doch bei jedem Treffen seit seinem Amtsantritt in 2013 dabei.
Euro vs. Dollar
Mit all der Aufmerksamkeit derzeit auf Yellen und Draghi, positionieren die Devisenhändler sich derzeit für die möglichen Ergebnisse.
In ihrer Wochenvorschau hat Barclays nahegelegt, dass das Ereignis den Euro "nach unten beeinflussen könnte und die Euro-Bullen wegen eines Mangels an substanziellen Aussagen zu einer Normalisierung der Geldpolitik durch die EZB enttäuscht werden könnten."
“Im Gegensatz dazu sehen wir ein begrenztes Aufwärtspotential beim Dollar, angesichts der Möglichkeit, dass es eine zuversichtliche Botschaft aus der Fed gibt, vor dem Hintergrund der geringen Erwartungen des Marktes an eine Umsetzung der Fed-Pläne für eine Zinserhöhung und den Leerverkäufen an Dollars" erklärten die Experten.
“Die jüngst schwachen Konjunkturdaten und Zweifel an Trumps Vermögen seine politischen Absichten umzusetzen, sind allerdings einige Negativfaktoren für den Dollar." fügten sie hinzu.
In ihrem Handel haben sie sich für eine Schwäche des EUR/USD Kurses positioniert.