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Unterschiedliche Reaktionen auf Zentralbanken-Eingriff

Veröffentlicht am 01.12.2011, 11:36
Aktualisiert 01.12.2011, 11:40
BERLIN (dpa-AFX) - Die gemeinsame Aktion der Notenbanken zur Stärkung des Finanzsystems hat bei Volkswirten gemischte Reaktionen hervorgerufen. 'Wenn so viel Liquidität zusätzlich in Umlauf gesetzt wird, dann wird zwar nicht in den nächsten ein, zwei Jahren Inflation ausbrechen, aber danach muss man deutlich damit rechnen', sagte Wim Kösters, Vorstand beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung, am Donnerstag im Deutschlandfunk. Das Geld der Zentralbanken sei 'eine weitere Eskalation der Krise'.

Positiver sieht der frühere Wirtschaftsweise Bert Rürup die Aktion der Notenbanken. 'Der Schritt war richtig und wichtig, um das Misstrauen im Finanzsektor abzubauen', sagte Rürup der 'Neuen Osnabrücker Zeitung' (Donnerstag). Den Regierungen würde so mehr Zeit zur Lösung ihrer Probleme im Zusammenhang mit der Eurokrise verschafft.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die US-amerikanische Notenbank Fed und weitere Institute hatten am Mittwoch die Zinsen für Dollar-Tauschgeschäfte zwischen den Zentralbanken herabgesetzt. Damit soll es europäischen Banken erleichtert werden, an US-Dollars zur Abwicklung von Geschäften zu kommen. Unter anderem aufgrund des Misstrauens gegenüber der Eurozone in den USA hatte sich ein Engpass abgezeichnet, der sich auch auf die Unternehmen in Europa hätte auswirken können.

Forderungen nach einer aktiveren Rolle der EZB in der Schuldenkrise wurden lauter. 'Bei den Zentralbanken ist eben wichtig, dass sie mit Gewalt eingreifen und dann auch wirklich mit Überzeugungskraft und sagen, bis hierhin und nicht weiter', betonte der Chefvolkswirt der UN-Handelsbehörde UNCTAD, Heiner Flassbeck, im Deutschlandradio Kultur. 'Das wird durch das europäische Getändel der Politik und vor allem auch Deutschlands mit seiner extrem zögerlichen Haltung verhindert.'

Die euphorische Reaktion der Börsen auf die jüngste Zentralbanken-Aktion erstaune ihn aber, meinte Flassbeck. Schließlich sei dies eine 'absolute Notmaßnahme'. 'Das zeigt schon eine ziemliche Verzweiflung an diesen Märkten.'

Die EZB kann nach eigener Einschätzung Schuldenländern nur begrenzt unter die Arme greifen. 'Die Regierungen müssen - einzeln und gemeinschaftlich - ihre Glaubwürdigkeit gegenüber den Finanzmärkten wiederherstellen', unterstrich der neue EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Brüssel im Europaparlament.

Für einen massiven Ankauf von Staatsanleihen der Krisenländer durch die Notenbank plädierte auch der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn. 'Dies könnte rasch geschehen und ruft unter den gegenwärtigen Umständen keine Inflationsgefahren hervor', sagte Horn 'Handelsblatt Online'. Die zweite Möglichkeit zur Bekämpfung der Krise wäre eine stärkere Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Zeit dränge: 'Ich gebe dem Euro noch drei bis sechs Monate, wenn nichts geschieht.'/fdo/DP/jkr

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