FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Marktbericht vom Handel an der Börse Frankfurt
An der Frage, ob es eine Rally zum Jahresende geben wird scheiden sich die Geister der technischen Analysten. Statistisch gesehen stehen die Chancen laut HSBC Trinkaus nicht schlecht.
30. November 2011. Nimmt man die Vergangenheit als Anhaltspunkt, steht einem Schub im DAX zum Ende des Jahres nicht viel im Weg. Das zumindest meinen technische Analysten der HSBC Trinkaus & Brukhardt. Die Bank hat untersucht, wie oft es zu einem freundlichen Jahresausklang kam, wenn in den elf Monaten zuvor im S&P 500 und im Dow Jones, ähnlich wie im laufenden Jahr, Verluste verzeichnet wurden. 'Seit 1950 hatten wir bei beiden Indizes in insgesamt 21Jahren bis Anfang Dezember eine negative Wertentwicklung', erklärt Jörg Scherer, der den DAX aufgrund des Alters von erst 23 Jahren nicht mit einbezogen hat. Bei lediglich 19 Prozent der Fälle sei im S&P 500 daraufhin ein schlechter Dezember gefolgt, beim Dow Jones liege die Quote bei 33 Prozent. Die jeweils durchschnittliche positive Dezember-Performance habe bei +3,62 Prozent im Dow Jones und bei +2,82 Prozent im S&P500 gelegen. 'Statistisch hebt das die Aussichten für Gewinne im DAX in den verbleibenden Wochen', prognostiziert der Leiter der technischen Analyse der HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Nur ein Strohfeuer
Als Strohfeuer, das derzeit keine Nahrung mehr bekommt, bezeichnet Gregor Bauer die Gegenbewegung im DAX der vergangenen Wochen. Der übergeordnete bearishe Trend im deutschen Aktienbarometer bliebe weiterhin intakt. 'Aus technischer Sicht lässt sich die Marktbewegung der vergangenen Wochen als Ausbruch nach unten aus einem fallenden Dreieck interpretieren', erklärt der unabhängige Analyst. Der Aufwärtsimpuls der vergangenen Tage sei eher als zwischenzeitliche Korrektur der übergeordneten Abwärtsbewegung zu sehen. Diese könne im Bereich des Ausbruchsniveaus um 5.750 Punkte erneut nach unten umkehren. 'In dem Fall sind weiter fallende Kurse bis auf 5.400 Zähler möglich', erkennt Bauer. Werde auch diese Barriere durchbrochen, macht der technische Analyst die nächste Unterstützungszone zwischen 4970 und 5130 Punkten aus.
Nach dem Absturz des Dax unter die Unterstützungsmarke von etwa 7.000 Punkten Anfang August konnte der deutsche Leitindex im September zwischen 5.130 und 4.970 Punkten nach Auffassung Bauers einen tragfähigen Boden ausbilden. Der anschließende Aufwärtsimpuls habe den DAX daraufhin zunächst in die Region zwischen 6.100 und 5750 Indexpunkten geschickt. Ein zwischenzeitlicher Ausbruchsversuch am 28. Oktober sei bei 6.340 Zählern im Tageshoch gescheitert. 'Mit dem Einbruch unter die Marke von 5.750 Punkten am 21. November gab es ein klares Verkaufssignal', berichtet Bauer. Der daraus resultierende Abwärtsimpuls hätte den DAX im Tief zunächst bis auf 5.366 Punkte einbrechen lassen. Die sich anschließende, aktuelle Korrekturbewegung nach oben könne jetzt um 6.000 Zähler beendet werden. 'Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass derartige Ausbrüche nach unten zunächst von einer Korrekturbewegung nach oben konterkariert werden', beschreibt Bauer das Muster. In 80 Prozent der Fälle setze sich die ursprüngliche Abwärtsbewegung fort.
Futter für die Bullen
Die Chance, dass sich die positiven Impulse im DAX durchsetzen, sieht Jana Meier als durchaus gegeben. 'Die charttechnische Ausgangslage bleibt aber spannend', urteilt die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Noch in der vergangenen Woche hätten die Aussichten für den deutschen Aktienindex alles andere als rosig ausgesehen. Nach dem Sturz unter die Haltezone aus mehreren Hochs und Tiefs zwischen 5.704 bzw. 5.753 Zählern sei eine ausgeprägte Schulter-Kopf-Schulter-Formation abgeschlossen worden. 'Die Gefahr weiterer Kursverluste war zu diesem Zeitpunkt hoch', resümiert Meier.
'Gegen diese negative Weichenstellung scheinen sich die Bullen aber zu wehren', beobachtet die Analystin. Insbesondere die zu Wochenbeginn ausgeprägte Aufwärtslücke von 5.529 zu 5.573 Punkten weise auf das Bemühen um eine Gegenbewegung. Gelinge es dabei, die Haltezone zwischen 5.704 bzw. 5.753 Zählern nachhaltig zurückzuerobern und die Top-Formation so zu negieren, dann spreche nur noch wenig gegen eine Jahresendrallye. Erste markante Anlaufmarken stellten in diesem Fall die horizontalen Hürden in Form der Hochs vom August und November 2011 sowie des Tiefs vom Oktober 2010 zwischen 6.106 und 6.116 Punkten dar. 'Im Anschluss können sich Anleger bereits vorsichtig wieder an dem markanten Cluster aus dem Oktoberhoch bei 6.431 Punkten, dem Märztief bei 6.483 Punkten sowie der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.558 Punkten orientieren', bemerkt die Analystin. An den technischen Indikatoren scheitere es nicht. 'Der Stochastik weist nach wie vor ein Kaufsignal auf und der MACD könnte diesem Beispiel in Kürze folgen', urteilt Meier.
Scheitere die nachhaltige Rückeroberung der alten Widerstandszone, sei aus technischer Sicht ein Rückzug bis an das Ausbruchsniveau der erwähnten oberen Umkehrformation möglich. 'In dem Fall könnte der DAX das jüngste zyklische Tief bei 5.367 Punkten wiedersehen.'
Anleger wieder erheblich optimistischer
Die Stimmung der Anleger hat sich im Wochenvergleich spürbar erhellt, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips ist von 51,1 rasant auf 63,9 Punkte gestiegen. 14 Prozent der Befragten haben das Bärenlager verlassen, 9 Prozent zugunsten des Bullenlagers, 5 Prozent wechseln zu der Gruppe, die auf Vierwochensicht keine Veränderung im deutschen Aktienbarometer erwarten. Ähnlich optimistisch sehen Anleger die Entwicklung bei den Technologiewerten. Der Bull/Bear-Index steigt in dieser Woche deutlich von 42,1 auf 62,9 Punkte. Insgesamt 19 Prozent der Brafragten haben ihre Short-Positionen verkauft, 10 Prozent sind jetzt long, 9 Prozent aus demMarkt raus gegangen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 30. November 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
An der Frage, ob es eine Rally zum Jahresende geben wird scheiden sich die Geister der technischen Analysten. Statistisch gesehen stehen die Chancen laut HSBC Trinkaus nicht schlecht.
30. November 2011. Nimmt man die Vergangenheit als Anhaltspunkt, steht einem Schub im DAX zum Ende des Jahres nicht viel im Weg. Das zumindest meinen technische Analysten der HSBC Trinkaus & Brukhardt. Die Bank hat untersucht, wie oft es zu einem freundlichen Jahresausklang kam, wenn in den elf Monaten zuvor im S&P 500 und im Dow Jones, ähnlich wie im laufenden Jahr, Verluste verzeichnet wurden. 'Seit 1950 hatten wir bei beiden Indizes in insgesamt 21Jahren bis Anfang Dezember eine negative Wertentwicklung', erklärt Jörg Scherer, der den DAX aufgrund des Alters von erst 23 Jahren nicht mit einbezogen hat. Bei lediglich 19 Prozent der Fälle sei im S&P 500 daraufhin ein schlechter Dezember gefolgt, beim Dow Jones liege die Quote bei 33 Prozent. Die jeweils durchschnittliche positive Dezember-Performance habe bei +3,62 Prozent im Dow Jones und bei +2,82 Prozent im S&P500 gelegen. 'Statistisch hebt das die Aussichten für Gewinne im DAX in den verbleibenden Wochen', prognostiziert der Leiter der technischen Analyse der HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Nur ein Strohfeuer
Als Strohfeuer, das derzeit keine Nahrung mehr bekommt, bezeichnet Gregor Bauer die Gegenbewegung im DAX der vergangenen Wochen. Der übergeordnete bearishe Trend im deutschen Aktienbarometer bliebe weiterhin intakt. 'Aus technischer Sicht lässt sich die Marktbewegung der vergangenen Wochen als Ausbruch nach unten aus einem fallenden Dreieck interpretieren', erklärt der unabhängige Analyst. Der Aufwärtsimpuls der vergangenen Tage sei eher als zwischenzeitliche Korrektur der übergeordneten Abwärtsbewegung zu sehen. Diese könne im Bereich des Ausbruchsniveaus um 5.750 Punkte erneut nach unten umkehren. 'In dem Fall sind weiter fallende Kurse bis auf 5.400 Zähler möglich', erkennt Bauer. Werde auch diese Barriere durchbrochen, macht der technische Analyst die nächste Unterstützungszone zwischen 4970 und 5130 Punkten aus.
Nach dem Absturz des Dax unter die Unterstützungsmarke von etwa 7.000 Punkten Anfang August konnte der deutsche Leitindex im September zwischen 5.130 und 4.970 Punkten nach Auffassung Bauers einen tragfähigen Boden ausbilden. Der anschließende Aufwärtsimpuls habe den DAX daraufhin zunächst in die Region zwischen 6.100 und 5750 Indexpunkten geschickt. Ein zwischenzeitlicher Ausbruchsversuch am 28. Oktober sei bei 6.340 Zählern im Tageshoch gescheitert. 'Mit dem Einbruch unter die Marke von 5.750 Punkten am 21. November gab es ein klares Verkaufssignal', berichtet Bauer. Der daraus resultierende Abwärtsimpuls hätte den DAX im Tief zunächst bis auf 5.366 Punkte einbrechen lassen. Die sich anschließende, aktuelle Korrekturbewegung nach oben könne jetzt um 6.000 Zähler beendet werden. 'Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass derartige Ausbrüche nach unten zunächst von einer Korrekturbewegung nach oben konterkariert werden', beschreibt Bauer das Muster. In 80 Prozent der Fälle setze sich die ursprüngliche Abwärtsbewegung fort.
Futter für die Bullen
Die Chance, dass sich die positiven Impulse im DAX durchsetzen, sieht Jana Meier als durchaus gegeben. 'Die charttechnische Ausgangslage bleibt aber spannend', urteilt die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Noch in der vergangenen Woche hätten die Aussichten für den deutschen Aktienindex alles andere als rosig ausgesehen. Nach dem Sturz unter die Haltezone aus mehreren Hochs und Tiefs zwischen 5.704 bzw. 5.753 Zählern sei eine ausgeprägte Schulter-Kopf-Schulter-Formation abgeschlossen worden. 'Die Gefahr weiterer Kursverluste war zu diesem Zeitpunkt hoch', resümiert Meier.
'Gegen diese negative Weichenstellung scheinen sich die Bullen aber zu wehren', beobachtet die Analystin. Insbesondere die zu Wochenbeginn ausgeprägte Aufwärtslücke von 5.529 zu 5.573 Punkten weise auf das Bemühen um eine Gegenbewegung. Gelinge es dabei, die Haltezone zwischen 5.704 bzw. 5.753 Zählern nachhaltig zurückzuerobern und die Top-Formation so zu negieren, dann spreche nur noch wenig gegen eine Jahresendrallye. Erste markante Anlaufmarken stellten in diesem Fall die horizontalen Hürden in Form der Hochs vom August und November 2011 sowie des Tiefs vom Oktober 2010 zwischen 6.106 und 6.116 Punkten dar. 'Im Anschluss können sich Anleger bereits vorsichtig wieder an dem markanten Cluster aus dem Oktoberhoch bei 6.431 Punkten, dem Märztief bei 6.483 Punkten sowie der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.558 Punkten orientieren', bemerkt die Analystin. An den technischen Indikatoren scheitere es nicht. 'Der Stochastik weist nach wie vor ein Kaufsignal auf und der MACD könnte diesem Beispiel in Kürze folgen', urteilt Meier.
Scheitere die nachhaltige Rückeroberung der alten Widerstandszone, sei aus technischer Sicht ein Rückzug bis an das Ausbruchsniveau der erwähnten oberen Umkehrformation möglich. 'In dem Fall könnte der DAX das jüngste zyklische Tief bei 5.367 Punkten wiedersehen.'
Anleger wieder erheblich optimistischer
Die Stimmung der Anleger hat sich im Wochenvergleich spürbar erhellt, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips ist von 51,1 rasant auf 63,9 Punkte gestiegen. 14 Prozent der Befragten haben das Bärenlager verlassen, 9 Prozent zugunsten des Bullenlagers, 5 Prozent wechseln zu der Gruppe, die auf Vierwochensicht keine Veränderung im deutschen Aktienbarometer erwarten. Ähnlich optimistisch sehen Anleger die Entwicklung bei den Technologiewerten. Der Bull/Bear-Index steigt in dieser Woche deutlich von 42,1 auf 62,9 Punkte. Insgesamt 19 Prozent der Brafragten haben ihre Short-Positionen verkauft, 10 Prozent sind jetzt long, 9 Prozent aus demMarkt raus gegangen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 30. November 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)