FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. März 2014. Das Krim-Referendum ist nach Ansicht vieler Börsianer längst eingepreist, jetzt hänge viel von der Reaktion des Westens ab. Über den Tag hinaus spräche einiges für wieder anziehende Kurse.
Dass auf der Krim für einen Anschluss an Russland gestimmt wurde und für heute die Bekanntgabe von EU-Sanktionen gegen Russland erwartet werden, dürfte Analysten zufolge weiter auf die Stimmung an der Börse drücken. 'Die geopolitischen Risiken bleiben nach dem Krim-Referendum bestehen und die Verunsicherung der Marktteilnehmer hoch', bemerkt Christian Schmidt von der Helaba. Eine Lösung dieses neuen Ost-West-Konfliktes sei kurzfristig wohl nicht zu erwarten.
Laut Robert Halver von der Baader Bank wird der heutige Montag wohl einer der volatilsten Aktientage des Jahres werden. 'Zunächst befindet sich der DAX weiter in schwerem politischen Fahrwasser.' Längerfristig sei jedoch von einer Krisenbeilegung auszugehen - zum Wohle des Aktienmarktes. 'Meiner Meinung nach werden die Wertpapierbewertungen unisono auch zukünftig üppig bleiben, weil auch die Geldpolitik üppig bleibt', erklärt Halver. 'Die Krim-Krise ist eher Katalysator als Ursache der Korrektur, denn die fundamentalen Bedingungen sprechen längst nicht mehr für steigende Notierungen', meint unterdessen Markus Reinwand von der Helaba. Die Bank hatte schon länger vor einer Korrektur gewarnt.
Der DAX notiert am Montagmorgen bei gut 9.100 Punkten ein halbes Prozent im Plus. In der Vorwoche hatte das Börsenbarometer 3,15 Prozent abgegeben.
Längerfristig stimmen Rahmenbedingungen
'Auf dem deutschen Aktienmarkt lastet derzeit die Kombination aus schwächerem Wachstum in den Emerging Markets und gestiegener Verunsicherung durch die aktuellen politischen Spannungen', erklärt die DekaBank in ihrem Monatsausblick. Hinzu komme der starke Euro, der hieraus resultierende Gegenwind für die exportorientierten Unternehmen fände sich bereits in der aktuellen Berichterstattung für das vierte Quartal. Das operative Geschäft der Unternehmen verlaufe allerdings zufriedenstellend, und man blicke nach wie vor vorsichtig optimistisch in die Zukunft. 'Insgesamt bleiben die langfristigen Rahmenbedingungen für den deutschen Aktienmarkt somit intakt.' Die Bank hält an ihrem Kursziel von 10.500 Punkten in sechs Monaten fest.
Charttechnisch schwieriges Terrain
Laut Christian Schmidt wurde am Freitag die massive DAX-Unterstützungszone im Bereich von 8.984/8.977 Zählern erstmals unterschritten. Positiv sei kurzfristig jedoch, dass diese auf Schlusskursbasis wieder zurückerobert werden konnte. 'Dennoch sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der DAX weiterhin sehr angeschlagen ist', meint der Charttechniker. Die Gefahren auf der Unterseite überwögen. Auch seitens der Indikatoren gebe es keine Entwarnung. 'Diese verharren im Short-Modus, so dass in Kürze ein Test der 200-Tage-Linie bei aktuell 8.826 Punkten nicht ausgeschlossen werden kann.' Erste Widerstände fänden sich bei 9.071 und 9.140 Zählern.
Neben der Krim-Krise gilt in dieser Woche vor allem der US-Notenbanksitzung am Mittwoch die Aufmerksamkeit der Börsianer. Außerdem legen weitere Unternehmen ihre Bücher offen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 17. März
Jahresergebnis Linde
13.30 Uhr. USA: New York Empire State Index März. Die Helaba prognostiziert 10 Punkte, der Marktkonsens liegt bei 6,5 nach 4,5 Punkten im Vormonat. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
14.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Februar. Die US-Industrie hat sich im Februar der Commerzbank zufolge vermutlich etwas belebt. Nach dem Rückgang der Produktion um 0,3 Prozent im Januar gehen die Analysten für den Februar von einem Zuwachs in gleicher Höhe aus. Die Produktion bleibe damit aber immer noch unter dem in den Vormonaten verzeichneten Trend, was für einen spürbaren Anstieg im März spreche.
15.00 Uhr. USA: NAHB Wohnungsmarktindex März. Nach einem Rückgang um 10 Punkte im Februar wird sich der Index der Commerzbank zufolge von 46 auf 55 erholen (Konsens 50). Der Index ist ein Stimmungsbarometer der nationalen Organisation der Wohnungsbauunternehmen. Werte über 50 Punkten signalisieren, dass die Mehrheit der Häuserbauer die Bedingungen positiv beurteilt.
Dienstag, 18. März
Jahresergebnis Celesio, Wacker Chemie, Porsche
10.00 Uhr. Deutschland: Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum ESM. Nachdem die Entscheidung zum Anleihekaufprogramm der EZB an den Europäischen Gerichtshof übertragen wurde, wird am Dienstag über den Beitritt Deutschlands zum Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und zum Fiskalpakt entschieden. Den Klagen werden kaum Erfolgsaussichten eingeräumt.
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen März. HSBC Trinkaus geht davon aus, dass das mehrheitlich optimistische Konjunkturbild für Deutschland nicht generell in Zweifel gezogen wird, die Analysten erwarten lediglich einen weiteren leichten Rückgang beim ZEW-Indikator auf 52 Punkte.
13.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Februar. Die US-Verbraucherpreise sind nach Ansicht der DekaBank im Februar saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat unverändert geblieben. Dazu habe vermutlich auch der Rückgang der Energiepreise beigetragen. Zwar seien die Benzinpreise angestiegen, aber nicht so stark wie saisonal üblich. Die Inflationsrate werde daher auf 1 Prozent fallen. Im Bereich der Kernrate, also ohne Lebensmittel und Energie, prognostizieren die Analysten einen Preisanstieg, der in etwa dem Durchschnitt der vergangenen drei Monaten entspräche.
Mittwoch, 19. März
Jahresergebnis BMW, HeidelbergCement, Rheinmetall
19.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Die DekaBank bezeichnet den Zinsentscheid als historisch: Erstmals in der hundertjährigen Geschichte der Fed werde mit Janet Yellen der Vorsitz von einer Frau eingenommen. Die Ergebnisse würden aber vermutlich unspektakulär ausfallen. Voraussichtlich werde das Anleiheprogramm um weitere 10 Milliarden US-Dollar verringert.
Donnerstag, 20. März
Jahresergebnis Munich Re, Deutsche Bank, Bilfinger, Lanxess
15.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index März. Die März-Indikatoren dürften laut Commerzbank wieder nach oben zeigen: Die Analysten rechnen für den Philadelphia Fed-Index mit einem Anstieg von -6,3 auf +5,0 Punkte. Damit werde wieder eine Expansion angezeigt. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.
15.00 Uhr. USA: Verkauf bestehender Häuser Februar.
Freitag, 21. März
Großer Verfallstag (Hexensabbat): An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus, meist sind höhere Schwankungen die Folge.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 17. März 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)