STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - Anleihenmarktbericht der Börse Stuttgart
Griechenland-Krise treibt Anleger in Bundesanleihen
EZB erhöht Druck auf GriechenlandDie Europäische Zentralbank (EZB) zog am Mittwochabend die Daumenschrauben für die Griechen an. Wie die Notenbank mitteilte, wird sie ab dem 11. Februar keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit gegen neues Zentralbankgeld akzeptieren. Damit beendet sie eine Sonderregelung, da die griechischen Staatstitel eigentlich aufgrund ihrer Bewertung als nicht als Pfand für EZB-Notenbankgeld geeignet sind. Die Notenbank hatte im Fall Griechenlands eine Ausnahme gemacht, da das Land unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft war. Nach dem Rausschmiss der Troika aus Athen durch die neue griechische Regierung und der Ankündigung, die Vereinbarungen über den Spar- und Reformkurs nicht mehr beachten zu wollen, sieht die EZB nun aber keine Möglichkeit der Überprüfung des etablierten Hilfsprogramms mehr.
Zehnjährige griechische Anleihen gerieten am Donnerstag kräftig unter Abgabedruck und rentierten bei 10,28 Prozent. Mit ihnen trennten sich auch viele Anleger von ihren Beständen an südeuropäischen Staatspapieren.
Nach einem neuen Allzeithoch bei 10.985 Punkten am Dienstag fiel der Dax die folgenden Tage bis auf 10.822 Punkte. Da die EZB trotz allem die Regelung für Notkredite aufrechterhalte, sei eine unmittelbare Krise für die griechischen Banken Experten zufolge aber nicht zu befürchten. Auch geht die Mehrzahl der Marktteilnehmer davon aus, dass es eine Lösung der griechischen Schuldenproblematik geben werde. Der griechische Finanzminister Varoufakis sprach sich in Berlin erneut für eine Umschuldung für sein Land aus - statt des zunächst geforderten Schuldenschnitts für Athen. Das deutsche Börsenbarometer erholte sich nach diesen Einschätzungen und kletterte am Donnerstagmittag wieder in Richtung 10.900 Punkte.
Auch der Ölpreis legte nach der Talfahrt der vergangenen Monate wieder zu. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent Crude Oil zur Auslieferung im April kostet rund 57,43 US-Dollar. Dies entspricht einem Tages-Plus von vier Prozent. Mitte vergangener Woche notierte die Nordsee-Sorte noch unter der Marke von 50,42 US-Dollar.
BundesanleihenDie Rendite von Bundesanleihen ist weiter gesunken, nachdem Anleger aus Besorgnis um eine erneute Griechenlandkrise verstärkt die als besonders sicher geltenden Bundesanleihen erworben haben.
Die Rendite 10-jähriger Bunds fiel auf 0,33 Prozent. Die Renditen von 30-jährigen deutschen Staatsanleihen erreichte ein Rekordtief von 0,92 Prozent. Zweijährige Bundesschatzanweisungen wiesen einen Negativzins von -0,208 Prozent auf.
Anlegertrends
Metro: Russland-Krise belastet Bilanz deutlichDer schwache Rubel und die Wirtschaftskrise in Russland werden für deutsche Konzerne zum Problem. Jüngst wurde bekannt, dass der Handelskonzern Metro mit dreistelligen Millioneneinbußen rechnet. Im operativen Geschäft seien laut Metro bislang keine Rückgänge spürbar. Aus Sorge, dass der Rubel weiter an Wert verliere, hätten viele Russen Einkäufe vorgezogen und ihr Geld in neue Fernseher oder Kühlschränke investiert. Der Konzern wolle trotz der Importsanktionen und der wirtschaftlichen Lage in Russland dort voll leistungsfähig bleiben und auch Marktanteile ausbauen. Die russische Regierung macht wenig Hoffnung auf eine Besserung der Lage und rechnet für 2015 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um drei Prozent.
Die Unternehmensanleihe des Handelskonzerns mit der WKN A13R8M war diese Woche stark gefragt bei Anlegern an der Börse Stuttgart. Der im Oktober 2021 fällige Bond wird mit 1,375 Prozent verzinst. Die kleinste handelbare Einheit beträgt 1.000 Euro nominal. Die von Standard&Poors vergebene Ratingnote lautet BBB-. Am Freitag notierte der Bond bei 101,30 Prozent.
RWE-Anleihe gesuchtDie Aktie von RWE verlor nach der Aussage des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshof (EuGH) Maciej Szpunar vom Dienstag, dass die sogenannte Atomsteuer mit EU-Recht vereinbar ist. Damit wird wahrscheinlicher, dass der Energiekonzern die bisher gezahlte Atomsteuer in Milliardenhöhe nicht zurückerhalten wird. Das Geld sollte unter anderem zum Abbau der hohen Schulden genutzt werden.
RWE versucht gerade ein Milliardengeschäft mit russischen Investoren über die Bühne zu bringen: Den Verkauf der Öl- und Gasfördertochter RWE Dea für fünf Milliarden Euro an den Investor Michail Fridman. Es bleibt zu hoffen, dass dieses nicht durch den Prozess, der am 12. Februar vor dem Essener Landgericht beginnt, zerschlagen wird. Russlands Ölmagnat Leonid Lebedew hat das Unternehmen sowie seinen Ex-Chef Jürgen Großmann persönlich, gemeinschaftlich verklagt. Es geht um Schadenersatz und entgangene Gewinne in Höhe von 875 Millionen Euro.