London (Reuters) - Die britische Notenbank hält die Leitzinsen noch konstant und stimmt die Finanzwelt zugleich auf eine Erhöhung ein.
Sie entschied am Donnerstag, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei 0,5 Prozent zu belassen. Die Entscheidung war jedoch intern umstritten: Die Währungshüter Ian McCafferty und Michael Saunders votierten überraschend für eine sofortige Anhebung, wurden jedoch von sieben Kollegen überstimmt. Viele Ökonomen rechnen nach den jüngsten Signalen der Bank of England (BoE) damit, dass im Mai eine Mehrheit für ein Anziehen der geldpolitischen Zügel zustande kommen wird. Die BoE nährte diese Erwartung: Sie hält es für wahrscheinlich, dass auf absehbare Zeit eine "kontinuierliche Straffung" der Geldpolitik nötig sein wird, um die Inflation auf den Zielwert von 2,0 Prozent zu drücken.
"Die Nachricht der Bank of England könnte nicht klarer sein: Machen Sie sich jetzt auf höhere Zinsen gefasst", sagte Ökonom Ed Monk vom Vermögensverwalter Fidelity International. Die Notenbank unter ihrem Chef Mark Carney hatte den Schlüsselsatz Anfang November von dem Rekordtief von 0,25 Prozent auf das jetzt gültige Niveau gehievt. Die Währungshüter reagierten damit auf die stark gestiegene Inflation: Seit dem Anti-EU-Votum vom Juni 2016 hat das Pfund deutlich abgewertet, wodurch sich Importe verteuern. Die Inflation ist mittlerweile aber wieder auf dem Rückmarsch. Sie betrug im Februar 2,7 Prozent - nach 3,0 Prozent im Januar. Die Löhne legten zugleich um 2,8 Prozent zu - der stärkste Anstieg seit September 2015.
KRÄFTIGER SCHLUCK AUS DER LOHNPULLE
Dies deutet darauf hin, dass sich die Kaufkraft der Briten wieder stabilisiert, die unter dem starken Preisauftrieb gelitten hatte. Zuletzt hat der Staat zudem angekündigt, den mehr als einer Million Beschäftigten im öffentlichen Gesundheitswesen nach jahrelanger Durstrecke einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle zu gönnen. Ihre Bezüge sollen um 6,5 Prozent aufgebessert werden.
Zuletzt hat auch die Politik den Befürwortern einer Zinserhöhung in der Notenbank in die Hände gespielt: Die Europäische Union und Großbritannien einigten sich auf eine Übergangszeit nach dem für März 2019 geplanten EU-Austritt und dämpften somit Sorgen vor einem harten Brexit. Nach Einschätzung der BoE hat dies auch dem Pfund Sterling Auftrieb gegeben. Nach dem Zinsentscheid zog es zunächst auf 1,4216 Dollar an, fiel dann aber auf 1,4152 Dollar zurück.