London (Reuters) - Nach der Ernennung von zwei neuen Währungshütern bei der Bank of England scheint eine Zinserhöhung im November doch nicht mehr eine ausgemachte Sache zu sein.
Vize-Gouverneur Dave Ramsden und die Währungshüterin Silvana Tenreyro stellten sich am Dienstag gegen die Mehrheit ihrer Kollegen, die in den kommenden Monaten zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Geldpolitik straffen wollen. Ramsden erklärte in einer Stellungnahme für einen Parlamentsausschuss, trotz der steigenden Beschäftigung schlage sich die gestiegene Inflation nicht auf die Löhne nieder. Tenreyro könnte nach eigenen Worten später einer Zinserhöhung zustimmen. Man nähere sich einem Wendepunkt, an dem eine Straffung der Geldpolitik nötig sein könnte.
Die meisten Investoren waren bisher davon ausgegangen, dass die britische Notenbank am 2. November die Zinsen anheben wird, wenn die Währungshüter ihre nächsten Beratungen abschließen. Als Reaktion auf die Äußerungen gab das britische Pfund im Vergleich zum Dollar nach.
Wegen des geplanten Brexits müssen die Notenbanker die Quadratur des Kreises hinbekommen: Sie erwarten im Zuge des EU-Austritts ein schwächeres Wirtschaftswachstum, was eigentlich für eine lockere Geldpolitik spricht. Zugleich steigen die Preise auf der Insel immer stärker. Im September lag die Inflationsrate bei drei Prozent und damit von der Zielmarke zwei Prozent weit entfernt.[nL8N1MS2BA] Allerdings geht ein Großteil der Entwicklung auf das schwächere Pfund zurück, das Einfuhren verteuert. Auf das Dilemma wies auch Notenbank-Chef Mark Carney am Dienstag hin: Man müsse weiter zwischen einer hohen Inflation sowie der Ankurbelung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes abwägen.