Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht trotz des jüngsten Rückgangs der Wirtschaftsleistung in Deutschland keinen Grund zum Konjunkturpessimismus.
Hinter dem Minus stecke vor allem ein Produktionseinbruch in der Kfz-Industrie, sagte Weidmann auf einer Veranstaltung am Mittwoch in Berlin laut Redetext. "Ausschläge der Zahlen nach oben und unten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland und im Euroraum bleibt intakt." Das geringere Wachstumstempo sei ein Ausdruck der gestiegenen Auslastung von Kapazitäten und zunehmender Engpässe am Arbeitsmarkt.
Die deutsche Wirtschaftsleistung war im dritten Quartal erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft. Sinkende Exporte und eine geringere Kauflust der Verbraucher ließen das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September um 0,2 Prozent zum Frühjahr sinken. Die Autobranche hat zudem Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP und musste ihre Produktion deutlich herunterfahren. Experten rechnen im laufenden Schlussviertel wieder mit einem Wachstum.
Gerade in Deutschland mangele es eher an Fachkräften als an Nachfrage, sagte Weidmann. "Deshalb ist für mich auch klar, dass wir auf dem langen Weg zurück zur geldpolitischen Normalität nicht unnötig Zeit verlieren dürfen." Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in Aussicht gestellt, ihre vor allem in Deutschland umstrittenen billionenschweren Anleihekäufe zum Jahreswechsel zu beenden. "Das ist aber nur ein erster Schritt einer graduellen geldpolitischen Normalisierung", sagte Weidmann.