Shanghai (Reuters) - Nach der von Sorgen um den Zustand der Kleinbanken in China begleiteten staatlichen Übernahme eines Finanzinstituts greift die Notenbank dem Sektor weiter unter die Arme.
Die Zentralbank PBOC pumpte am Donnerstag über eine mittelfristige Kreditlinie für Geschäftsbanken - im Fachjargon MLF genannt - insgesamt 500 Milliarden Yuan (64,25 Milliarden Euro) ins Finanzsystem. Laut Händlern hat die Notenbank dieses Jahr die Zahl der Empfänger solcher Kreditlinien erweitert, um auch kleineren Instituten den direkten Zugang zum Geldhahn zu ermöglichen. Die Aufsichtsbehörden hatten Ende Mai die Bank Baoshang aus der Inneren Mongolei unter Zwangsverwaltung gestellt. Für den in der Geschichte der Volksrepublik sehr seltenen Schritt wurden "ernste Kreditrisiken" des Instituts angeführt.
Die Maßnahme hatte die Finanzkosten im Interbankenhandel in die Höhe getrieben und zugleich Zweifel am Zustand der Wirtschaft aufkommen lassen. Um die Lage zu entschärfen, legte die Notenbank vorige Woche die größte Liquiditätsspritze binnen vier Monaten auf.
Analysten zufolge haben viele auf Einzugsbereiche im ländlichen Raum beschränkte Banken in China einen Wettbewerbsnachteil. Hinzu kommt, dass sich manche Institute wegen eines kurzen Drahts zu Provinzregierungen auf Finanzierungsgeschäfte im Graubereich einlassen. Die Provinzen umgehen laut der Ratingagentur S&P mancherorts mit verdeckten Verbindlichkeiten die von der Zentralregierung vorgegebene Schuldenquote. Zu diesem Zweck gründen sie eigens Finanzvehikel (LGFVs). Bonitätswächter warnen vor "gigantischen Kreditrisiken" durch den Schuldenberg.