Peking/Paris (Reuters) - Trotz der jüngsten Eskalation im Handelsstreit mit den USA setzt China weiter auf Verhandlungen und betraut den Vize-Regierungschef mit der heiklen Mission.
Der Stellvertretende Ministerpräsident Liu He werde bei Beratungen am Donnerstag und Freitag in den USA dabei sein, teilte das chinesische Handelsministerium am Dienstag mit. Das Außenministerium in Peking betonte, Zölle seien nicht die Lösung des Handelsstreits, der im gegenseitigen Einvernehmen gelöst werden müsse. US-Präsident Donald Trump hat mit der Drohung neuer Sonderzölle die bevorstehenden Gespräche belastet. Am Freitag sollen US-Importzölle auf bestimmte chinesische Produkte auf 25 Prozent erhöht werden.
Angesichts dieser Aussichten war unklar, ob Verhandlungsführer Liu an den Beratungen teilnimmt oder seine geplante USA-Reise abbläst. Nachdem die Märkte weltweit zu Wochenbeginn wegen der neuen Spannungen zwischen den Handelsmächten auf Talfahrt gegangen waren, zeichnete sich am Dienstag eine leichte Erholung ab. Der Dax eröffnete leicht im Plus.
IWF-CHEFIN: HANDELSSTREIT BEDROHT WELTWIRTSCHAFT
Der Konflikt schwelt bereits seit längerem und belastet auch die globale Wirtschaft. Beide Seiten haben sich gegenseitig mit hohen Strafzöllen überzogen. "Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China sind eindeutig die Bedrohung für die Weltwirtschaft", warnte IWF-Chefin Christine Lagarde in Paris. Es sei "zwingend", dass die Spannungen gelöst würden. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire appellierte an die Kontrahenten, es nicht zu einer weiteren Eskalation kommen zu lassen. "Ich fordere wirklich jeden dazu auf, Entscheidungen zu unterlassen, die das wetlweite Wachstum in den kommenden Monaten bedrohen und gefährden könnten."
Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank sieht die Androhung weiterer Zölle als Verhandlungstaktik Trumps: "Er möchte möglichst rasch zu einem Ergebnis kommen." Klar sei auch, dass der chinesischen Seite an einer Übereinkunft mit den USA gelegen sei: "Die Wirtschaft im Reich der Mitte ist angeschlagen und bedarf ohnehin schon der staatlichen Unterstützung."