Zürich, 21. Mai (Reuters) - Der Euro hat nach wochenlanger Talfahrt zu einer Erholung angesetzt. In der Nacht auf Freitag erreichte die Gemeinschaftswährung zum Franken den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer wie Hedgefonds stoppten Händlern zufolge Wetten auf einen zum Franken und anderen Währungen fallenden Euro.
Im asiatischen Handel stieg der Euro
Marktteilnehmer erklärten, am Mittwoch hätten Spekulationen um eine bevorstehende Intervention der Europäischen Zentralbank (EZB) den Einbruch des Euro gestoppt und einer Erholung Platz gemacht. Vor allem spekulativ orientierte Marktteilnehmer hätten daraufhin begonnen, Baisse-Positionen in Euro zu decken. Viele Anleger rechneten zwar nicht mit einem Schritt der EZB, aber angesichts der gegenwärtigen Verunsicherung am Markt genüge bereits die Andeutung einer Intervention, um eine Reaktion auszulösen. Die starken Ausschläge an den Finanzmärkten hätten viele längerfristig orientierte Anleger an die Seitenlinien getrieben und die Liquidität des Handels eingeschränkt. Das habe die Turbulenzen noch verstärkt.
Denkbar sei auch eine Intervention einer anderen Notenbank wie der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Credit-Suisse-Analyst Sven Schubert erklärte allerdings, es sei nicht klar, dass der starke Anstieg des Euro in Zusammenhang mit der SNB stehe. Er geht davon aus, dass die Bewegung nur vorübergehender Natur ist und der Euro nach einer volatilen Phase wieder in Richtung 1,40 Franken sinken dürfte.
Die Gemeinschaftswährung erhielt allerdings verbal Unterstützung von SNB-Vertretern. So hatte Vizepräsident Thomas Jordan am Donnerstag gesagt, die Schuldenkrise in der Eurozone berge angesichts der engen wirtschaftliche Verflechtung nicht zu unterschätzende Abwärtsrisiken für die Schweizer Konjunktur. "Die Nationalbank wird - wieder im Hinblick auf die Bedeutung der Erhaltung der Preisstabilität - nicht zulassen, dass über solche Entwicklungen die Deflationsrisiken für die Schweiz zu gross werden", sagte Jordan in einer Rede bei einer Veranstaltung in Zürich. Deshalb wirke die SNB einer übermässigen Aufwertung des Frankens entschieden entgegen.
"Gestern Nacht wurden ihre bisherigen Bemühungen in dieser Hinsicht ein erstes Mal honoriert", erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Auch bei der UBS hiess es, die umfangreichen Devisenmarkt-Interventionen der SNB hätten erst jetzt einen Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs.
Vorläufigen Daten des Bundesamtes für Statistik (BfS) zufolge erhöhten sich die Währungsreserven der SNB im April um 28 Milliarden Franken auf 153,6 Milliarden. Der grösste Teil des Anstiegs dürfte nach Ansicht von Experten auf Eurokäufe zurückgehen.
(Reporter: Oliver Hirt und Martin de Sa'Pinto; redigiert von Paul Arnold)