Frankfurt (Reuters) - EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hält die Zeit für langsam reif, um die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe der Notenbank zu beenden.
Juni könnte der Monat sein, um zu entscheiden, die Käufe bis Ende Dezember graduell einzustellen, sagte Lautenschläger am Dienstag in Frankfurt. "Wir bewegen uns langsam, aber sicher in Richtung des Ausstiegs. Das ist die nächste große Sache, die passieren wird." Es sei nur noch etwas Geduld nötig. "Alle Bedingungen, damit die Inflation anzieht, sind vorhanden." Spekulationen an den Börsen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) gegen Mitte 2019 erstmals seit 2011 die Schlüsselzinsen anheben könnte, sind aus Sicht von Lautenschläger in etwa zutreffend.
Die Wirtschaft im Euro-Raum expandiere weiterhin, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der EZB. Die Faktoren, die das Wachstum derzeit dämpften, schienen vorübergehend zu sein. Wegen des kalten Wetters, vielen Streiks und der Grippewelle hatte sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in der Euro-Zone zu Jahresbeginn fast halbiert. Einige Analysten hatten daher zuletzt bezweifelt, ob die EZB ihre Anleihenkäufe weiter zurückfahren wird.
Die EZB und die nationalen Notenbanken erwerben seit März 2015 Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um die Konjunktur anzuschieben und um für mehr Inflation zu sorgen. Angesichts des konjunkturellen Aufschwungs wurden ab diesem Januar die monatlichen Käufe auf 30 Milliarden Euro halbiert. Die Transaktionen sollen noch bis mindestens Ende September fortgesetzt werden und dann ein Volumen von 2,55 Billionen Euro erreichen.