Berlin (Reuters) - Der Bauboom in Deutschland droht sich abzuschwächen.
Von Januar bis März nahm die Zahl der Baugenehmigungen um 5600 oder 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 79.000 ab. Das war der erste Rückgang in einem Quartal seit fünf Jahren, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sprach von einem leichten Minus auf hohem Niveau und sieht daher keine Trendwende. "Die Rahmenbedingungen sind weiter gut", sagte ZDB-Experte Andreas Geyer. "Die Daten sind kein Signal, um jetzt schon in Panik zu verfallen."
Die Entwicklung verlief je nach Wohnungstyp sehr unterschiedlich. Gegen den Trend wuchsen die Genehmigungen für den Bau neuer Mehrfamilienhäuser mit mindestens drei Wohnungen um 5,5 Prozent. Sie erreichten mit 37.600 den höchsten Quartalswert seit 20 Jahren. "Das ist die Entwicklung, die wir brauchen, um der Wohnraumknappheit in Großstädten und Uni-Städten entgegenzuwirken", sagte Geyer. Auch bei Wohnheimen gab es eine Zunahme, und zwar um 2,2 Prozent. Dagegen fiel die Nachfrage für den Um- und Ausbau bestehender Häuser - etwa das Aufstocken mit Dachgeschosswohnungen - um drei Prozent. Auch bei Einfamilienhäusern (-15,3 Prozent) und Zweifamilienhäusern (-7,2 Prozent) gab es Rückgänge.
Die Baubranche profitiert seit längerem von niedrigen Zinsen. Dadurch leisteten sich in den vergangenen Jahren immer mehr private Bauherren die eigenen vier Wände, während Investoren mangels attraktiver Anlagealternativen viel Geld in Immobilien stecken. Auch der Zuzug von Flüchtlingen und in Ballungsräume treibt die Nachfrage nach Wohnungen nach oben. Experten rechnen in diesem Jahr mit 310.000 bis 320.000 neuen Wohnungen. Der von der Bundesregierung geschätzte jährliche Bedarf von 350.000 Wohnungen würde damit aber verfehlt.