Brüssel (Reuters) - Die EU-Kommission hat Hinweise auf neue Abgasmanipulationen durch Autohersteller.
In einem Papier der Behörde, das Reuters eingesehen hat, ist von einem "klaren Risiko" die Rede, dass die Konzerne bei Messungen die Abgaswerte künstlich in die Höhe treiben und so den Ausgangswert für die ab 2020 geltenden Grenzwerte anheben. Im Ergebnis würden die für 2025 und 2030 geplanten EU-Einsparziele für den Flottenausstoß unterlaufen, schreiben Experten des "Joint Research Centers", einer Forschungseinrichtung der EU-Kommission in einer Studie. Namen von Autobauern wurden darin nicht genannt.
Zuvor hatten die "Financial Times" und das "Handelsblatt" vom Verdacht der EU berichtet, dass einige Autobauer ihre Testfahrzeuge so konfiguriert hätten, dass die Messungen nach dem neuen Testverfahrensstandard WLTP überhöht sein könnten. Der Studie zufolge lagen die von den Herstellern angegebenen Emissionen im Schnitt um 4,5 Prozent über den gemessenen Werten, in Einzelfällen um 13 Prozent. Das neue WLTP-Messverfahren orientiert sich stärker am wirklichen Fahrverhalten als bisherige Messverfahren. Neue Modelle müssen seit vergangenem Jahr nach dem neuen Verfahren getestet werden.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) teilte mit, die deutschen Hersteller setzten alles daran, das 95-Gramm-Ziel zu erreichen. "Höhere Verbrauchsangaben wären da kontraproduktiv. Sie machen die Erfüllung der Zielmarke schwerer." Höhere CO2-Werte hätten zudem den Nachteil, dass die Fahrzeuge dann die Grenzwerte vieler Großkunden und Dienstwagenflotten überstiegen und nicht mehr bestellt werden könnten.