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Europa wiederholt bedenkenlos die Fehler Japans

Veröffentlicht am 05.07.2018, 07:53
Aktualisiert 05.07.2018, 08:01
© Reuters.  Europa wiederholt bedenkenlos die Fehler Japans

Es gibt zu jeder Zeit Kredite, die aus verschiedenen Gründen nicht vollständig zurückgezahlt werden können. Mal ist das wirtschaftliche Scheitern des Kreditnehmers der entscheidende Grund, mal sind es Schicksalsschläge des Lebens, die eine an sich vernünftige Planung zur Makulatur werden lassen.

Die Kreditbranche hat sich auf diese Fälle einzustellen. Sie muss in ihren Kalkulationen berücksichtigen, dass immer ein gewisser Teil der Kredite ausfallen wird. Dieser Anteil darf aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig ausfallen. An dieser Stelle unterscheidet sich die volkswirtschaftliche Sicht auf die Dinge massiv von der betriebswirtschaftlichen Sicht der Banken.

Während eine Bank sich immer wünschen wird, dass kein Kredit ausfallen wird, auch wenn dazu massive Hilfen von außen, etwa durch die Zinspolitik der Notenbank notwendig sind, muss eine Volkswirtschaft sich immer einen gewissen Anteil von Konkursen wünschen, damit die nur begrenzt verfügbaren Ressourcen immer auf die am besten wirtschaftenden Unternehmen verteilt werden können.

Natürlich sind solche Pleiten immer tragische Einzelschicksale. Erst recht, wenn es sich bei den scheiternden Unternehmen um große oder mittelgroße Firmen handelt und sogleich viele Arbeitsplätze und damit Existenzen betroffen sind. Es sollte auch immer das Ziel der Gesellschaft sein, das Scheitern zu verhindern, solange es noch möglich ist. Die entscheidende Frage ist dabei aber immer wie.

Zurückhaltung an der falschen Stelle

Der natürliche Wunsch, sich gegen die Wechselfälle des Lebens abzusichern, hat zu einer Vollkaskomentalität geführt, die in der Frage der Behandlung notleidender Kredite inzwischen weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Man kann sich gegen vieles absichern, nicht jedoch gegen das Scheitern an sich.

Zu scheitern bedeutet nicht nur eine persönliche Niederlage, die möglicherweise auch mit einem großen Gesichtsverlust verbunden ist. In jedem Scheitern steckt auch die Möglichkeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Diese Möglichkeit wird den Menschen genommen, wenn aus falscher Rücksichtnahme das Scheitern an sich verhindert werden soll.

In Japan war es das in der Kultur des Landes tief verankerte Bedürfnis nach Harmonie und Gesichtswahrung, das 1989/90 nach dem Platzen der japanischen Aktien- und Immobilienblase verhindert hat, dass sich die Situation wieder normalisieren konnte. Zwar sind die Aktienkurse und die Immobilienpreise wieder auf ein normales Maß zurückgekommen, die notwendigen Konkurse wurden aber mit Blick auf die Reputation des Schuldners bewusst verhindert.

Man hat die Lösung des Problems bewusst auf die Zukunft vertagt und hat es dadurch im Grunde bis heute nicht wirklich gelöst. Die Folge sind 25 verlorene Jahre. Sie sind gekennzeichnet durch eine expansive Geldpolitik und ein Wachstum, das wie das Produktivitätswachstum praktisch an der Nulllinie festgefroren ist. Warum dies so ist und warum sich an diesem traurigen Zustand auch nach 25 Jahren noch nicht viel geändert hat, diese Frage stellen sich nur die wenigsten Anleger.

Den Krediten nicht das Risiko nehmen

Man stellt sich hier nicht nur die entscheidenden Fragen nicht, sondern übernimmt auch noch gedankenlos das japanische Vorbild, weil es angeblich so gut funktioniert. Aus diesem Grund wurde auch in Europa das Zinsniveau bewusst so weit nach unten manipuliert, dass es auch den überschuldeten Schuldnern noch irgendwie gelingt, den Kopf über Wasser zu halten.

Dies gelingt ihm natürlich nur, weil und solange die Zinsen extrem tief gehalten werden. Jeder Anstieg des Zinsniveaus ist an dieser Stelle tödlich und muss daher unterbleiben. Damit ist man in eine Situation gelangt, in der die Zinsen nicht mehr auf ein normales Niveau steigen können und sich die Gesundung der Wirtschaft praktisch nie mehr einstellen kann.

Der Arzt hat ein extrem starkes, den Patienten abhängig machendes Schmerzmittel verschrieben. Aber die wahren Ursachen der Krankheit bekämpft er nicht, aus Angst, er könne dem Patienten wehtun. Anschließend freut man sich darüber, dass es Tage gibt, an denen es dem Patienten deutlich besser geht. Dass er nie mehr in der Lage sein wird, das Krankenhaus ohne fremde Hilfe zu verlassen, sagt man ihm nicht.

Die Europäische Zentralbank ist dem Vorbild der Bank of Japan und der FED nun schon seit 16 Jahren gefolgt. Ohne ernsthafte Abkehr von dem bislang beschrittenen Weg wird man ihn auch noch weitere zehn Jahre fortsetzen, ohne dass sich an der Misere grundlegend etwas verändern wird.

Einzige Alternative: das Ende dieser Politik

Es kann sich auch nichts grundlegend verändern, denn sobald sich die Zinsen an die wahren Marktgegebenheiten anpassen, werden die überschuldeten Unternehmen Konkurs anmelden müssen. Diese Pleitewelle wird nicht nur ein sehr großes Problem darstellen. Sie wird auch zunehmend größer, je länger die EZB ihre lockere Geldpolitik fortsetzt und je größer die Ungleichgewichte werden.

Sollte die EZB dem japanischen Beispiel noch weitere zehn Jahre folgen, so ist damit zu rechnen, dass am Ende rund 30 Prozent der europäischen Unternehmen zu Zombies mutiert sein werden und kaum noch in der Lage sind, ihren Schuldendienst zu leisten. Wir haben dann die kapitalistische Form einer quasi planwirtschaftlichen Gesellschaft erreicht.

Soll dieser Zustand verhindert werden, gibt es nur eine Alternative und sie bedeutet das Ende dieser Politik. Dass es ein schmerzhaftes, schreckliches Ende ist, sollte allen Beteiligten klar sein. Aber hier gilt der Ausspruch ‚Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende‘.

Nur so kann verhindert werden, dass die Eurozone den japanischen Weg nicht nur geht, sondern ihn auch bis zum bitteren Ende geht. Ob das mit dem aktuellen Personal gelingen kann, ist eine weitere interessante Frage. Blind darauf zählen würde ich nicht.

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Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.

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