Frankfurt (Reuters) - Die EZB wird sich ihrem Chefvolkswirt Peter Praet zufolge schon in Kürze mit der Frage neuer langfristiger Geldspritzen für Geldhäuser beschäftigen.
"Die Diskussion wird sehr bald im EZB-Rat kommen. Das bedeutet nicht, dass man notwendigerweise Entscheidungen zu diesem Zeitpunkt trifft", sagte er am Mittwoch in Frankfurt. Klarheit für den Bankensektor sei wichtig. Zuletzt hatte bereits EZB-Direktor Benoit Coeure angesichts der Konjunkturabkühlung gesagt, eine Neuauflage dieser Geldspritzen (TLTRO) sei möglich. Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank ist am 7. März.
Die EZB hatte zuletzt 2016 mehrere solcher Langfristdarlehen aufgelegt, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Vor allem Banken in Italien und Spanien hatten damals stark zugegriffen. Eine Rückzahlung im Volumen von rund 720 Milliarden Euro steht 2020 und 2021 an. Laut Volkswirten könnte es auch aus regulatorischen Gründen Bedarf für eine Anschlussfinanzierung geben.
Banken erhielten die Kredite damals de facto umsonst. Denn bei ihnen wurde der Leitzins veranschlagt, der auch heute noch bei 0,0 Prozent liegt. Zudem winkt ihnen eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, sollten sie mehr Darlehen an die Wirtschaft ausgereicht haben. Praet bezeichnete diese Konditionen als "sehr großzügig." Welches Design neue Langfristkredite erhalten könnten, ließ Praet offen. Das hänge vom Umfang des Anschubs ab, den die Notenbank bereitstellen oder nicht bereitstellen wolle.
Ein mögliches Argument, warum eine Neuauflage geldpolitisch erforderlich sein könnte, hatte Praet am Montag in einem Interview geliefert. In diesem drückte er seine Sorge aus, dass Banken im Zuge der Konjunkturabkühlung womöglich weniger Kredite an die Wirtschaft vergeben könnten. Bislang sei das zwar noch nicht der Fall. Aber die EZB müsse das genau im Blick behalten. Laut früheren Informationen von Insidern erwägt sie unter anderem, neue Geldspritzen mit variablen statt mit festem Zins zu versehen oder eine kürzere Laufzeit als die vier Jahre der jüngste Serie festzulegen.