FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Führungszirkel der Europäischen Zentralbank (EZB) wird über Beschränkungen digitaler Börsengänge nachgedacht. "Wir diskutieren in der EZB, konkrete rechtliche Restriktionen zu setzen", sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny in einem Interview mit der österreichischen Wochenzeitung "Trend". Die jüngsten Entwicklungen bei Digitalwährungen wie dem Bitcoin seien gefährlich und zutiefst unseriös.
Sollten rechtliche Hürden für digitale Börsengänge tatsächlich kommen, würde dies einen Rückschlag für Digitalwährungen bedeuten. Mit sogenannten ICOs (Initial Coin Offerings) sammeln Unternehmen Geld für künftige Projekte ein. Meist zahlen die Investoren dabei mit Digitalwährungen. Anders als bei klassischen Aktien erwerben sie aber keinen Anteil am Unternehmen und haben in der Regel kein Mitspracherecht. Die Geldgeber erhalten lediglich sogenannte Tokens, die eine Art "Mini-Digitalwährung" des jeweiligen Unternehmens darstellen und deren Wert vom Erfolg des Geschäftsmodells abhängt. Experten berichten von Betrugsfällen in erheblichem Ausmaß. Chinas Notenbank hatte bereits Anfang September bekanntgegeben, digitale Börsengänge als illegal einzustufen und zu stoppen. Untersuchungen hätten zu dem Ergebnis geführt, dass ICOs die Finanzstabilität gefährden, hieß es. Ein Vergleich der Eurozone mit der Situation in China sei aber nicht angebracht, sagte Nowotny. "In China besteht eine besondere Problematik, weil Bitcoins dort als Instrument zur Kapitalflucht und zum Umgehen von rechtlichen Regelungen verwendet werden." Diese Dimension gebe es im Euroraum derzeit nicht.