Zürich, 21. Mai (Reuters) - An der Schweizer Börse haben die
von Europas Schuldenkrise verunsicherten Anleger vor dem langen
Pfingstwochenende Beteiligungspapiere verkauft. Die
Marktteilnehmer sorgten sich zunehmend, dass die Euroländer
nicht an einem Strick ziehen und sich die Krise zur Bedrohung
für die globale Konjunkturerholung entwickelt, hiess es im
Markt. Ausserdem sehe es immer mehr danach aus, dass die
Finanzbranche künftig stärker reguliert werde, was die Gewinne
der Banken auf Jahre schmälern könnte. Der US-Senat in der Nacht
auf Freitag grünes Licht für die grösste Finanzmarktreform seit
der Weltwirtschaftskrise gegeben.
Der SMI<.SSMI> notierte rund eineinhalb Stunden vor Schluss
um 1,2 Prozent tiefer bei 6189 Punkten. Der breite SPI<.SSHI>
sank um ein Prozent auf 5463 Zähler.
Händler verwiesen auch auf den negativen Einfluss des
kleinen Eurex-Verfalls, der einzelne Titel übermässig unter
Druck setzte. So gehörten die als defensiv geltenden
Schwergewichte Nestle und Roche mit 2,2
beziehungsweise 2,3 Prozent Abschlag zu den grössten Verlierern.
Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestle bestätigte den
Rückruf verschiedener Produkte der Marke Nescafe in mehreren
europäischen Märkten. Roche half auch nicht, dass der Konzern im
Vorfeld des Krebskongresses ASCO positive klinische
Testergebnisse zu seinen Medikamenten Avastin und Mabthera
veröffentlichte. Auch Pharmawert Novartis büsste 1,2
Prozent an Wert ein.
Trotz der Sorgen wegen der Reformpläne für die
Finanzindustrie hielten sich die Aktien der Banken gut. Credit
Suisse stiegen um 0,4 Prozent und UBS verloren
0,4 Prozent. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) diskutiert
laut einem Bericht der Zeitung "Tages-Anzeiger" darüber, ob sie
dem UBS-Staatsvertrag doch zustimmen will.
Die Konjunktursorgen machten Händler als Ursache für die
Kursabschläge bei Industrietiteln aus. ABB etwa
verloren 1,3 Prozent, obwohl der Elektrotechnikkonzern einen
Auftrag über 166 Millionen Dollar aus Arabien meldete. Die
Aktien der beiden Luxusgüter-Hersteller Swatch und
Richemont gaben 1,3 beziehungsweise 1,32 Prozent nach.
Zu den raren Gewinnern gehörten die Aktien der
Biotechnologie-Firma Cytos, die mit einem Kurssprung von
15 Prozent auf gute klinische Testergebnisse für einen
Asthmaimpfstoff reagierten. Laut Cytos hat sich der
Impfstoffkandidat QbG10 in einer Phase-II-Studie als sicher und
wirksam zur Behandlung von allergischem Asthma erwiesen. Die
Aktie ist allerdings sehr volatil.
Die Logitech-Aktien rückten 0,4 Prozent vor. Der
Computerzubehör-Hersteller verspricht sich von dem jüngst
vorgestellten "Google TV" ein kräftiges Umsatzwachstum. "Die
Geschäftschance ist für uns mindestens so gross wie damals bei
den PCs", sagte Logitech-Präsident Guerrino de Luca zu Reuters.
(Reporter: Paul Arnold; redigiert von Oliver Hirt)