Frankfurt (Reuters) - Ein nur hauchdünnes "Ja" der Briten zum EU-Verbleib könnte die Anleger weltweit auf den zweiten Blick verschrecken.
Marktteilnehmer rechnen bei einem Votum gegen den Brexit fest mit einer Erleichterungsrally an den Finanzmärkten. Denn viele Anleger haben wegen der Ungewissheit ihre Investments in Großbritannien schon länger heruntergefahren.
Doch die Euphorie könnte schnell verpuffen. "Wenn das Votum nur knapp ausfällt, würde die Unsicherheit über einen Verbleib Großbritanniens in der EU anhalten", sagte Joe Rundle, Leiter des Handels beim britischen Brokerhaus ETX Capital, am Mittwoch. Ähnlich sei es auch bei dem Referendum Schottlands gewesen, bei dem die Unabhängigkeit von einer relativ knappen Mehrheit der Wähler abgelehnt wurde. Das habe die Unabhängigkeitsbewegung nicht stoppen können. "Ein kleiner Vorsprung für ein 'Remain' könnte zu dem 'Neverendum' führen, dass Premier David Cameron verzweifelt zu verhindern versucht", meint Rundle. Auch nach Meinung der Analysten der Citibank (NYSE:C) könnte ein knappes Ergebnis die politische Stabilität sowohl in Großbritannien als auch in der Europäischen Union ins Wanken bringen.
Sollte es zu einem knappen Vorsprung für den EU-Ausstieg kommen, dürfte das die Spekulationen auf eine weitere Volksabstimmung ebenfalls befeuern. "Der Markt dürfte schnell in einen nervösen, unsicheren Zustand verfallen, da hinter dem Horizont womöglich ein zweites Referendum lauert", sagt John Hardy, Chef-Devisenstratege der Saxo Bank. Cameron sieht allerdings keine Möglichkeit einer Rückkehr seines Landes in die Europäische Union, sollten seine Landsleute am Donnerstag mehrheitlich für einen Austritt aus der Staatengemeinschaft stimmen. Es werde keine zweite Chance geben, über die Rolle Großbritanniens in der EU zu entscheiden, sagte Cameron der Zeitung "Sunday Times". "Das ist eine unumkehrbare Entscheidung mit sehr schlechten Konsequenzen für die britische Wirtschaft."