Berlin (Reuters) - Großbritannien kann nach Berechnungen des Ifo-Instituts die negativen wirtschaftlichen Folgen eines harten Brexit durch den einseitigen Verzicht auf Importzölle abfedern.
"Das wäre ein sehr smarter Trick der britischen Regierung", sagte Ifo-Außenwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr am Mittwoch. Ohne Importzölle würde der Konsum auf der Insel demnach nur um 0,5 Prozent zurückgehen, wesentlich weniger als bei einem harten Brexit mit Importzöllen gemäß den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Bei dieser Variante würde der Konsum demnach um 2,8 Prozent schrumpfen. "Gerade bei Nahrungsmitteln käme es bei WTO-Zöllen zu extremen Preiseffekten, vermutlich in der Größenordnung von 12 bis 15 Prozent, ähnlich bei Autos, Textilien und Schuhen", sagte Felbermayr weiter.
Mit der vom Ifo durchgerechneten Strategie könne Großbritannien teils sehr hohe Zölle auf rund zwei Drittel seiner Importe vermeiden, die aus der EU oder aus Ländern mit Freihandelsabkommen stammen. Der politische Preis dafür wäre, auch den Rest der Importe zollfrei stellen zu müssen, der nicht aus der EU oder aus Ländern mit Freihandelsabkommen stamme. Dies betreffe insbesondere China und die USA.
Großbritannien plant, Ende März aus der Staatengemeinschaft auszuscheiden. Über die konkreten Bedingungen wird nach wie vor gestritten. Unklar ist darum auch, welche Bedingungen künftig beim Handel gelten. Als Vorkehrung gegen einen drohenden Zusammenbruch der Lieferketten im Falle eines ungeordneten Brexit will das Vereinigte Königreich Lkw aus der EU ohne zusätzliche Genehmigung ins Land lassen. Der Lkw-Warenverkehr zwischen Großbritannien und Europa hat ein Volumen von jährlich etwa 480 Milliarden Euro. Mehr als 80 Prozent davon wird mit Lastern aus der EU abgewickelt.