Washington/Berlin (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Deutschland im Vorfeld des G20-Finanzministertreffens in Argentinien aufgerufen, mehr zu investieren.
Deutschland sollte seinen finanziellen Spielraum nutzen, um mehr öffentliche Investitionen auf den Weg zu bringen, Ungerechtigkeiten bei der Lohnbesteuerung abzubauen und Anreize für private Investitionen zu geben, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie für das Treffen am Wochenende in Buenos Aires. All das solle dazu beitragen, den anhaltend übermäßigen Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz von rund acht Prozent der Wirtschaftsleistung zu reduzieren.
Der Überschuss wird derzeit in besonders harter Form von US-Präsident Donald Trump kritisiert. Seit Jahren ist er aber auch Gegenstand von Kritik des IWF und anderer Partnerländer.
Der Fonds sieht für viele Staaten die Notwendigkeit, die trotz wachsender Risiken noch günstige Konjunkturlage zum Aufbau höherer Finanzpolster gegen Abschwünge und Krisen zu nutzen. Das gelte etwa für Länder, in denen sich die öffentlichen Finanzen auf Abwegen befänden und die außenwirtschaftlichen Defizite sehr hoch seien, wie die USA. Das gelte aber auch für Staaten, die besonders verwundbar gegen Vertrauensverluste an den Märkten seien, wie Italien. Der IWF kritisierte insgesamt, dass sich in vielen Ländern die Staatsverschuldung auf historischen Höchstständen bewege.
In der Geldpolitik sieht der IWF die US-Notenbank in der Plicht, angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit und der wachsenden Inflation die Zinssätze schneller als in anderen Ländern zu erhöhen. Im Euro-Raum sollte die EZB dem Fonds zufolge ihre Geldpolitik erst einmal über das geplante Ende ihrer Anleihenkäufe im Dezember hinaus auf einem konjunkturstützenden Kurs halten - und zwar solange, bis die Inflationsrate sich glaubwürdig dem Zielwert nähert.