Brüssel (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat der Europäischen Zentralbank Rückendeckung für eine längere Phase der lockeren Geldpolitik gegeben.
Die Pläne der Euro-Wächter, die konjunkturstützende Ausrichtung beizubehalten, seien entscheidend, teilte der Fonds am Donnerstag in einem Bericht zur Euro-Zone mit. Denn die Währungsgemeinschaft sei mit einer längeren Phase schwachen Wachstums und schwacher Inflation konfrontiert. Der Fonds rief zudem Länder mit Handelsüberschüssen wie Deutschland und die Niederlande dazu auf, mehr zu investieren.
In seinen Vorhersagen geht der IWF davon aus, dass die Inflation in der 19-Länder-Gemeinschaft mindestens bis 2022 unterhalb der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent bleiben wird. Für das laufende Jahr erwartet er eine Rate von 1,3 Prozent. "Das Verfehlen des Inflationsziels verlangt eine längere geldpolitische Unterstützung", erklärte der Fonds. Skeptisch sieht er Überlegungen, einen gestaffelten Einlagensatz einzuführen, um die Folgen der jahrelangen Negativzinsen für Banken abzumildern. Dies hätte nur geringe Auswirkungen auf deren Erträge. Der Effekt auf die Kreditbedingungen sei zudem fraglich.
Die EZB hält ihren Einlagensatz bereits seit 2014 negativ. Seitdem müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. In Deutschland klagen die Institute seit längerem, dass die Ultratiefzinsen an ihren Erträgen zehren. Sie fordern ein Ende der Minuszinsen. Eine Staffelung des Einlagesatzes könnte beispielsweise über Freibeträge eingeführt werden, die die Banken bei der EZB parken können, ohne darauf Strafzinsen zahlen zu müssen.
Sollten sich die Inflationserwartungen weiter eintrüben, könnten laut IWF weitere Lockerungsschritte nötig sein. Dazu gehörten auch neue Anleihenkäufe. Für weitere Zinssenkungen sieht der Fonds aber nur begrenzten Spielraum. Die EZB hält ihren Leitzins bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.