NECKARSULM/HEILBRONN (dpa-AFX) - Der Chef der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) hat allgemeingültige Tarifverträge im Einzelhandel gefordert. "Dann sind alle auf einem Stand", sagte Klaus Gehrig der "Heilbronner Stimme" (Freitag). Die Spreizung der Interessen in der Einzelhandelsbranche sei so groß, "das kann und muss der Gesetzgeber lösen", sagte er. Er denke dabei "auch in Richtung Amazon (2:AMZN), die eine Tarifbindung sonst nicht akzeptieren werden".
Mit der sogenannten Allgemeinverbindlichkeitserklärung müssen Tarifverträge von allen Firmen in einer Branche eingehalten werden. Die Gewerkschaft Verdi macht sich in den laufenden Tarifverhandlungen dafür stark, denn die Tarifbindung im Einzelhandel sinkt immer weiter. Bis 2000 war der Tarifvertrag im Einzelhandel allgemeinverbindlich. Wollte man das wieder einsetzen, müssten sich Arbeitgeber, Gewerkschaften sowie die Regierung einig sein. Gehrig hat aber nicht nur neue Wettbewerber wie Amazon im Blick, sondern auch "den einen oder anderen Mitbewerber, der bei der Entlohnung der Mitarbeiter nicht an die tariflichen Regelungen gebunden ist." Die Lohnforderung der Gewerkschaft Verdi in Höhe von sechs Prozent halte er für "nachvollziehbar", sagte Gehrig weiter. Allerdings will er das Plus im Gegensatz zu Verdi auf zwei Jahre strecken - effektiv hätten die Arbeitnehmer also nur noch die Hälfte der Verdi-Forderung in der Tasche. Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber in Baden-Württemberg liegt noch darunter. Die Verhandlungen werden am 31. Mai fortgesetzt.